Das sagt der beste Freund des irren Killers Steve P. (†22)
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Bluttat in St. Gallen:Das sagt der beste Freund des irren Killers

5000 Franken Sackgeld von den Eltern ++ Prostituierte ++ Drogen ++ Psychiatrie ++ Bluttat in St. Gallen
Das kaputte Leben des irren Killers Steve P. (†22)

Steve P. (†22) schlug am Mittwoch eine Italienerin (†46) brutal tot. Die Polizei erschoss ihn, als er nicht vom Opfer ablassen wollte. Jetzt sprechen Weggefährten des irren Killers. Und zeichnen das Bild eines kaputten Lebens voller Drogen, Geld und Frauen.
Publiziert: 04.09.2020 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2020 um 19:54 Uhr
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Steve P. schlug am Mittwoch eine Italienerin (46) brutal tot.
Marco Latzer, Flavio Razzino, Beat Michel

Die Bluttat an der St. Galler Speicherstrasse am Mittwoch macht fassungslos. Steve P.* (†22) schlug brutal und im Wahn auf eine zufällige Italienerin (†46) in einer Wohnung in St. Gallen ein – nicht mal die Polizei konnte ihn davon abhalten. Musste ihn erschiessen.

Die Staatsanwaltschaft St. Gallen schliesst psychische Probleme bei P. nicht aus. Beleg dafür sei «das äusserst brutale Vorgehen», so Sprecherin Regula Stöckli.

Doch wie wurde aus dem jungen Steve P.* (†22) ein solch irrer Killer?

BLICK zeichnet sein Leben nach. Steve P. taumelte schon länger auf der schiefen Bahn. Geboren 1998 in eine sehr wohlhabende St. Galler Familie, besuchte er die Kantonsschule am Burggraben. Sein langjähriger Schulfreund Pascal D.* sagt: «Er war nicht dumm, im Gegenteil.»

«Er prahlte mit den Prostituierten»

Doch als P. volljährig wurde, sei es bergab mit ihm gegangen. «Seine Eltern gaben ihm und seinem Bruder ab da monatlich 5000 Franken Sackgeld. Damit konnte er machen, was er wollte», sagt D.

Steve P. habe vieles davon für Alkohol und irgendwann für Kokain, Amphetamine und MDMA ausgegeben. Einmal habe ihn die Stadtpolizei St. Gallen beim St. Galler Hauptbahnhof auflesen müssen – er stand unter Drogen und war zu dem Zeitpunkt splitternackt.

«Er prahlte auch gerne mit Prostituierten, die er in seine Wohnung geholt hatte», so D. Er produzierte Dutzende Rap-Songs – «einmal äusserte er sich wie ein Nazi, einmal war er der Antirassist – ich glaube, er war ständig auf der Suche nach einer Identität», glaubt sein Schulfreund D.

In den letzten zwei, drei Jahren war Steve P. dann regelmässig in der psychiatrischen Klinik in Wil SG. D. sagt: «Er war schizophren.» Dort sei er dann mit dem Islam in Kontakt gekommen.

Ein ganz ähnliches Bild zeichnet auch ein Mann, der Steve P. in seinem Erwachsenenleben begleitet hatte. «Er war ein gutmütiger, guter Junge! Aber das Geld und die Drogen haben ihn kaputt gemacht.»

Seine Eltern sollen vor wenigen Jahren noch einen letzten Versuch unternommen haben, ihn wieder auf die richtige Bahn zu bringen – und steckten ihn in ein Rehabilitations-Programm im südwestafrikanischen Namibia.

«Drogen, Party, Frauen»

Von Namibia spricht auch sein bester Freud, Sahit aus Uzwil SG. Er sagt zu BLICK: «Er verliebte sich dort bei seinem Drogenentzug in eine Frau, tätowierte sich ihren Namen auf die Hand und wollte wieder zu ihr zurück», sagt er.

Dass Steve P. eine andere Frau umbringt, damit hätte er nie gerechnet. Das Leben von P. fasst Sahit in einem Satz zusammen: «Drogen, Party, Frauen.» Finanziert wurde das alles von seinem Vater. «Der hat ihm regelmässig Geld gegeben», so Sahit. Und: «Er träumte davon, Autos zu verkaufen oder ein Restaurant zu besitzen. Also ein eigenes Geschäft aufzubauen, das nur ihm gehört.»

Die letzten SMS vor der Bluttat

Rassismus beschäftigte den Schweizer zuletzt stark. Nur wenige Stunden vor seinem fürchterlichen Angriff mit einem stumpf-kantigen Gegenstand auf die Italienerin, schreibt P. wirre Zeilen an seinen Freund Sahit. «Bro, poste Black Lives Matter, bitte bitte Alter, die machen uns alle kaputt», schreibt P. im SMS. Kaum drei Stunden später wird P. von einem Polizisten erschossen, weil er nicht von seinem Opfer ablassen will.

Die Staatsanwaltschaft St. Gallen will vorerst keine weiteren Informationen zum Tötungsdelikt an der Speicherstrasse liefern. «Die Ermittlungen dauern an. Auch eine allfällige psychiatrische Vorgeschichte des mutmasslichen Täters ist Gegenstand dieser Abklärungen», sagt Sprecherin Stephanie Grau zu BLICK. Nach wie vor gebe es aber keine Hinweise darauf, dass sich der Täter und das Opfer gekannt haben.

Die Eltern von P. waren für BLICK nicht erreichbar.

* Namen geändert

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