315 schwere Ereignisse im 2018
Senioren hinter dem Steuer bauen immer mehr Unfälle

Immer mehr Senioren gefährden im Strassenverkehr Fussgänger, Velofahrer und sich selbst. Letztes Jahr wurden 1800 von ihnen wegen Verkehrsdelikten verurteilt. Das sind doppelt so viele wie noch im Jahr 2008.
Publiziert: 10.11.2019 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2019 um 15:41 Uhr
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Am 7. November 2019 kollidierte ein 75-Jähriger mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn A2 im Kirchenwaldtunnel frontal mit einer Nischenwand.
Foto: Kantonspolizei Nidwalden

Senioren im Alter von über 70 Jahren verursachten letztes Jahr insgesamt 315 Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten oder Toten. In den meisten Fällen missachteten sie die Verkehrsregeln, waren unaufmerksam oder abgelenkt. Dazu kommt: Seit diesem Jahr müssen die älteren Lenker nicht mehr ab 70 zur verkehrsmedizinischen Kontrolle, sondern erst ab 75.

Wie die Zwischenbilanz zeigt, haben die kantonalen Strassenverkehrsämter im ersten Halbjahr 2019 mehr Führerscheine entzogen, als in der Vorjahresperiode. Doch ausgerechnet bei den Personen im Alter zwischen 70 und 74 Jahren, die seit dem laufenden Jahr nicht mehr zur ärztlichen Kontrolle müssen, brach die Zahl der Entzüge um 20 Prozent ein.

Über 7000 Senioren mussten Fahrausweis abgeben

Ob die Erhöhung der Alterslimite dafür sorge, dass weniger fahruntüchtige Senioren erkannt und aus dem Verkehr gezogen werden, sei unklar, schreibt die «Sonntagszeitung». Wie Dr. Matthias Pfäffli von der Schweizerischen Gesellschaft für Rechtsmedizin (SGMR) sagt, sei der Verdacht aber gerechtfertigt. «Ich sehe zumindest keinen anderen Grund, warum die Zahl der Entzüge um 20 Prozent abgenommen hat bei dieser Altersklasse.»

Im Vergleich zum Jahr 2008 müssen auch immer mehr Lenker im Alter über 70 Jahren ihren Fahrausweis abgeben. Letztes Jahr wurden insgesamt 7446 solche Ausweisentzüge registriert, im Jahr 2008 waren es halb so viele. Wie die Zeitung schreibt, erfolgen die meisten Entzüge wegen Krankheit und Gebrechen.

Ältere Autofahrer verursachen täglich schwere Unfälle

Eine Analyse der Unfallstatistik vom Bundesamt für Strassen (Astra) zeigt erschreckendes: In der Schweiz wird fast täglich ein schwerer Unfall durch einen älteren Autofahrer verursacht.

Einer von ihnen war der Zahnarzt K.S.* Am 6. November 2017 fuhr der damals 80-Jährige in Lenzburg AG ungebremst in die Fussgängerin Elida Osmani (†19). Die 19-Jährige wurde 17 Meter durch die Luft geschleudert und erlag später ihren tödlichen Kopfverletzungen. Das Bezirksgericht Lenzburg verurteilte den Senior wegen fahrlässiger Tötung.

Doch er ist nicht der einzige Rentner, dessen Verstoss gegen das Strassenverkehrsgesetz schwere Folgen hatte. Allein im letzten Jahr wurden 1802 Personen im Alter von über 70 Jahren verurteilt. Das sind doppelt so viele Schuldsprüche wie noch im Jahr 2008.

Senioren sind auch oft Opfer von Unfällen

Für die Zunahme der Verurteilungen gebe es spezifische Gründe, teilt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) mit. Einerseits seien dies neu geschaffene Verkehrsbereiche, die vor allem den Rentnern Probleme bereiten würden. «Früher gab es zum Beispiel kaum Begegnungszonen und viel weniger Kreisel. Es ist gut möglich, dass Betagte hier eher Fehler machen beim Vortritt als Junge, die es von Anfang an so gelernt haben», sagt Karin Huwiler, Expertin im Bereich Strassenverkehr, gegenüber der «Sonntagszeitung».

Die Mediensprecherin von der Versicherung AXA, Anna Ehrensperger, weist jedoch daraufhin, dass Senioren gleichzeitig auch überdurchschnittlich oft Opfer von Verkehrsunfällen werden. «Gründe dafür sind, dass Senioren verletzlicher sind. Zudem sind sie vor allem innerorts und auf Landstrassen unterwegs, wo es häufiger zu Unfällen kommt.»

Dies bestätigt auch einen Report von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU), der vor zwei Wochen über das Unfallgeschehen 2018 publiziert wurde. «Die Gefahr, tödlich zu verunfallen, ist bei Senioren ab 65 Jahren am höchsten», heisst es darin. Die Anzahl Getötete pro 10000 Personenschäden sei «gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern um das Drei- bis Sechsfache erhöht». (frk)

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