Nestlé erzielte 2022 einen Umsatz von 94,4 Milliarden Franken. Organisch – also ohne Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte – wuchs Nestlé um 8,3 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Für dieses Wachstum waren allerdings vor allem Preiserhöhungen verantwortlich. Sie schlugen mit einem Plus von 8,2 Prozent zu Buche, während rein volumenmässig nur 0,1 Prozent mehr Nestlé-Produkte verkauft wurden.
Am stärksten waren die Preiserhöhungen in Nord- und Lateinamerika, wo sie um 11,6 Prozent hochgingen. Vergleichsweise moderat wurden die Preise dafür in China erhöht mit 2,5 Prozent, wo auch die Inflation vergleichsweise tief ist. In Europa nahmen sie um 6,4 Prozent zu.
Mehr Tierfutter verkauft
Als Zugpferde unter den Nestlé-Produkten erwiesen sich einmal mehr Tierfutterprodukte der Marke Purina, die am stärksten zum organischen Wachstum beigetragen hätten, wie es in der Mitteilung heisst. Der Umsatz mit Kaffee wuchs im hohen einstelligen Bereich, dies vor allem dank der Erholung im Ausserhaus-Geschäft. Wasser war ebenso gefragt – doch konnte nicht immer geliefert werden. Wegen vorübergehenden Kapazitätsengpässen sei der Umsatz im Schlussquartal zurückgegangen, so Nestlé.
Nicht nur Lieferkettenprobleme machten Nestlé zu schaffen. Die Preiserhöhungen bremsten auch die Kauflust der Nestlé-Kunden etwas. Rein volumenmässig wurden über den ganzen Konzern hinweg noch 0,1 Prozent mehr Nestlé-Produkte verkauft. Im vierten Quartal gingen die Verkäufe jedoch um 2,6 Prozent zurück. Damit hat Nestlé das zweite Quartal in Folge einen Volumenrückgang verzeichnet, was zuvor jahrelang nicht mehr vorgekommen war. Allerdings konnte sich Nestlé im Vergleich mit Konkurrenten, die auch im Gesamtjahr einen Rückgang der Volumen verzeichneten, gut halten.
«Die Inflation erreichte ein noch nie dagewesenes Niveau, die Lebenshaltungskosten machten vielen Menschen zu schaffen», wird Nestlé-Chef Mark Schneider (57) in der Mitteilung zitiert. Weil die grassierende Inflation die Kosten weiter in die Höhe trieb und die durchgesetzten Preiserhöhungen dieser Entwicklung hinterherhinkten, litt die Profitabilität.
Betriebsgewinn leicht höher
Der Betriebsgewinn lag zwar mit 16,1 Milliarden Franken höher als die 15,1 Milliarden im Vorjahr. Übrig blieben jedoch «nur» 17,1 Prozent des Umsatzes als Betriebsgewinn. Damit war das Unternehmen etwas weniger profitabel als noch im Jahr davor, als die EBIT-Marge noch bei 17,4 Prozent lag. Mit der EBIT-Marge übertraf Nestlé allerdings die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 16,9 Prozent gerechnet hatten.
Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 9,3 Milliarden Franken. Im Vorjahr hatte noch der Verkauf von L'Oréal-Anteilen 9,3 Milliarden Franken in die Konzernkasse gespült, sodass der Reingewinn mit fast 17 Milliarden deutlich höher lag.
Mehr Dividende trotz weniger Reingewinn
Trotz des tieferen Gewinns können sich die Aktionäre auf eine um 15 Rappen höhere Dividende freuen. Diese wird auf 2.95 Franken erhöht von 2.80 Franken im Vorjahr. Damit bleibt Nestlé seiner Strategie einer jährlichen Dividendenerhöhung treu und erhöht zum 28. Mal in Folge die Ausschüttung an die Aktionäre.
Für das laufende Jahr erwartet Nestlé noch einmal ähnliche Entwicklungen bei Umsatz und Profitabilität wie 2022: Die Inflation und damit einhergehende Preiserhöhungen dürfte den Umsatz weiter antreiben und die Profitabilität belasten. Während das organische Wachstum 2023 zwischen 6 und 8 Prozent liegen dürfte, erwartet der Konzern eine Betriebsgewinn-Marge zwischen 17,0 und 17,5 Prozent. Bis 2025 peilt Nestlé weiterhin eine Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent an. (SDA/kae)