Keine Rentendebatte ohne den Satz: Wir werden immer älter. Klar werden wir das – alle 24 Stunden um einen Tag. Die mögliche Lebensspanne jedoch ist seit Menschengedenken dieselbe. Michelangelo wurde 88, Goethe 82. Ulrich Ochsenbein und Wilhelm Naeff, zwei der ersten Bundesräte, 78.
Was natürlich stimmt, ist der Umstand, dass immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landes ein höheres Alter erreichen. Doch ist tatsächlich allen das gleiche Glück vergönnt? 2006 zeigte eine Studie, dass Männer mit Hochschulabschluss im Durchschnitt 7,1 Jahre länger leben als solche, die ausschliesslich die obligatorische Schule besucht haben. Bemerkenswerterweise gibt es darüber hinaus kaum verlässliche Daten zur Lebenserwartung in der Schweiz.
Keine Zahlen, kein Problem
Und jetzt kommts: Die Finanzkommission des Nationalrates wollte das ändern. In einem Vorstoss verlangte sie solide Zahlen, wie Einkommen, sozialer Status und Lebenserwartung zusammenhängen. In der vergangenen Frühlingssession hat der Nationalrat den Vorstoss aber abgelehnt.
Diese Woche hat der Ständerat der Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 zugestimmt. Es ist absehbar, dass die Politik über kurz oder lang ein noch höheres AHV-Alter für beide Geschlechter ins Auge fasst. Eine solche Debatte ist selbstverständlich leichter zu führen, wenn man dies nicht auf Basis konkreter Zahlen tun muss – sondern einfach behaupten kann: Wir werden immer älter, da muss eben auch das AHV-Alter steigen. Dass man auf diese Weise jene Menschen plagt, die ohnehin nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, braucht unsere Parlamentarier dann nicht zu kümmern.