Frank A. Meyer – die Kolumne
Zum Lachen und zum Weinen

Publiziert: 10.11.2024 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2024 um 21:47 Uhr
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Frank A. MeyerPublizist

Wer an Haltestellen des Zürcher Trams ein zerknülltes Papiertüchlein auf manierliche Weise losgeworden ist, wird ausdrücklich gelobt: «Sie treffen ja wie ein*e Weltmeister*in!» So steht es auf dem Abfallkübel – korrekt auf Genderdeutsch, weil es für die behördliche Kommunikation so vorgeschrieben ist.

Die Sternchen mitten im Wort gelten seit 2022 in der Stadtverwaltung als amtliche Pflicht. Alles andere ist mit schulmeisterlicher Strenge verboten, in offiziellen Schreiben beispielsweise die freundliche Formel «Liebe Bürgerinnen und Bürger». Vorgeschrieben ist der nur mit Mühe richtig auszusprechende Begriff «Bürger*innen».

Die Zwingli-Stadt, politisch in den Händen – oder soll man sagen: «in den Klauen» – der Sozialdemokraten, Grünen und Alternativen, meint es bitterernst. Die Sprachrevolution steht nach linksgrünem Verständnis sogar über der Demokratie: Eine Interpellation im Stadtparlament, deren Text nicht «geschlechtergerecht» formuliert war, wurde vom Büro des Gemeinderats zurückgewiesen.

Vom Sprachdiktat zur Sprachdiktatur.

Nun will eine Volksinitiative dem totalitären Spuk ein Ende bereiten. Eine Weltpremiere, wie sie der Weltstadt würdig ist.

Oder nur ein Witz?

Nein, die Initiative belegt, wie weit die Verirrung der Politik bereits fortgeschritten ist: eine Folge der linksurbanen Rechthaberei, wie sie von Zürich über Berlin und London bis nach Los Angeles und New York die demokratische Debatte dominiert. Ihren Ursprung hat sie in der grün-säkularen Religion, laut der die Welt durch Erziehung der Bürger*innen zum rechtgläubigen Leben gerettet werden muss – wozu der fleischlos gefüllte Eisschrank ebenso zählt wie das Umsteigen vom Auto aufs Lastenfahrrad. Nicht von ungefähr zählt Letzteres ebenfalls zu den Zielen der Zürcher Stadtregierung: Parkplätze werden eifrig zu Grünflächen umgepflügt, zu «Begegnungszonen» für klimabrave Menschenkinder, die von der Obrigkeit an die Hand genommen werden wollen.

Doch wie fern von Zürich gerade auf erschreckende Weise sichtbar wird, lässt sich das hehre Ziel nur schwerlich erfüllen: Nicht die hollywoodlinken Demokrat*innen in ihren Vogue-gestylten Kostümen haben die amerikanische Präsidentenwahl gewonnen, sondern der schrecklich irrationale Lügenbaron mit seiner Ranschmeisserei an die einfachen Leute.

Ja, das gewöhnliche Volk verweigert sich den Anmassungen der woken Clique – und es verweigert sich auch der seit Generationen solidesten Freiheitspartei: den Sozialdemokraten. Aus bösem Willen? Nein, aus purer Verzweiflung, denn die Partei, die von sich behauptet, der Arbeiterschaft verpflichtet zu sein, ist längst degeneriert zur Partei akademisch verbildeter Rich Kids, für die das Gender-Gezänk den Klassenkampf ersetzt.

Papa hat sie einst mit dem SUV in die Schule gefahren – heute wird der Vatermord durch ein SUV-Verbot simuliert.

Die Kinderei der Zürcher Gender-Amtssprache ist deshalb so lächerlich wie bedenklich: Sie illustriert Weltfremdheit, die sich als Weltrettung inszeniert und die demokratische Debatte durch Cancel-Klamauk ersetzt.

Zürich, die Finanzweltstadt als Genderweltstadt.

Zum Lachen? Zum Abwählen!

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