Wissenschaftsbasiert

Aline Trede über die Angriffe der US-Regierung gegen die Freiheit der Wissenschaft.
Publiziert: 09.03.2025 um 07:01 Uhr
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Aline Trede, Nationalrätin und Fraktionschefin der Grünen.
Foto: keystone-sda.ch

Eine schlechte Meldung aus Übersee nach der anderen flutet unsere Nachrichten. Manchmal sind es nur Ankündigungen, aber oft werden Trumps Wahlversprechen – oder besser: Wahldrohungen – auch in die Tat umgesetzt. Es würde guttun, wenn wir nicht über jedes seiner Stöckchen springen würden. Also berichten, aber die Tragik nicht noch weiter aufheizen. Bereits ist Trump etwa daran, der Wissenschaft das Vertrauen zu entziehen und sie zu beeinflussen.

Die Welt befindet sich in der grössten Klimakrise, die die Menschheit je erlebt hat. Sie schreitet voran, auch wenn wir gerade über viel anderes sprechen. Die Änderungen lassen sich nicht mehr aufhalten, aber wir können das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen. Dieses Klimaziel wurde in internationalen Verträgen festgeschrieben und bildet die Basis für die Klimapolitik. Die wichtigste wissenschaftliche Grundlage dafür sind die Berichte des Weltklimarats. Am aktuellsten Bericht, dem sechsten Sachstandsbericht, haben 278 Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt gearbeitet.

Nun waren die USA zum allerersten Mal seit der Gründung des Weltklimarats IPCC nicht an einem sehr wichtigen Treffen dabei. Kate Calvin, eine Leiterin der drei Arbeitsgruppen, durfte nicht persönlich an das Treffen in China reisen. Viele US-Forschende und hochrangige Wissenschaftler:innen werden von der Weltforschungsbühne abgezogen. Auch die Mitfinanzierung der USA am IPCC wird von der neuen Regierung infrage gestellt. Der Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen ist quasi beschlossen. Das schadet.

Wenn die SVP dann in das gleiche Fahrwasser gerät und den Austritt aus dem Klimaabkommen fordert und das noch mehrmals ohne Einordnung Einzug in die Medien hält, wirds wirklich prekär. Es ist die Spitze des Populismus, eine internationale Vereinbarung zum Erhalt der menschlichen Lebensgrundlage aufkündigen zu wollen. Mit isolationistischen Forderungen kommt man in die Zeitung, aber sie ist keine Lösung für die Klimakrise und die geopolitischen Herausforderungen.

Wir sollten uns auf unsere Werte besinnen – faktenbasiert, wissenschaftlich. Und die Errungenschaften unserer liberalen Gesellschaft verteidigen. Eine freie Wissenschaft gehört definitiv dazu.

* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt hier jeden zweiten Sonntag – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.

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