Fünf Freunde sind genug und Sport ist überbewertet
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Was uns glücklich macht
Fünf Freunde sind genug und Sport ist überbewertet

Eine der grössten Befragungen zum Thema Zufriedenheit zeigt: Wir schätzen oft völlig falsch ein, was uns glücklich macht.
Publiziert: 20.12.2020 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2021 um 10:02 Uhr
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Eine der grössten Langzeitstudien zum Thema Zufriedenheit zeigt: Kinder haben fast keinen Einfluss auf das Glück.
Foto: imago images/Panthermedia
Camille Kündig

Fünf Freunde sind genug, Schenken und Sekt machen glücklich! Pünktlich zu diesen etwas seltsam anmutenden Fest­tagen gibt uns ein Blick in die psycho­logische Fachliteratur Mut. Und erstaunt.

Der deutsche Soziologe Martin Schröder hat Befragungen aus mehr als 30 Jahren durchgeackert. Die Schlussfolgerungen fasste er in ­seinem Buch «Wann sind wir wirklich zufrieden?» zusammen. Als Grund­lage diente ihm eine Flut von Statis­tiken: das sozio-ökonomische Panel, eine renommierte alljährliche Um­frage mit knapp 85'000 deutschen Teilnehmern, die seit 1984 läuft. Sie zeigt: Wir schätzen oft völlig falsch ein, was uns glücklich macht.

Mehr Freizeit führt zu mehr ­Lebensglück? Falsch. Die grosse ­Karriere? Auch nicht. Wer ständig ­versucht, besser zu sein als andere, bezahlt das mit Frustration. Lebenszufriedenheit dank mehr Geld? Wohl kaum, denn man gewöhnt sich ­unglaublich schnell daran; der Swimmingpool wird banal, sobald er im ­eigenen Garten steht. Wer ­keinen Sport treibt, muss sich – zumindest aus psychologischer Sicht – kein schlechtes Gewissen einreden lassen: Couch-Potatoes bringt es ­wenig, ihr Glück in der Athletik zu suchen, nur Sportbegeisterte fühlen sich dank ­regelmässigen Trainings bedeutend besser.

Sogar unsere Kinder sorgen für weniger Glück, als sich die meisten eingestehen wollen. Das liegt nicht an stinkenden Windeln oder am ewigen «Ich will», sondern ganz ­einfach am langfristig belasteten Haushaltskässeli, schreibt Autor Schröder: «Wer ­Kinder hat, muss sein Geld ­unter mehr Haushaltsmitgliedern aufteilen und hat entsprechend weniger für sich.»

Perplex macht folgendes Fazit seiner Meta-Studie: Je klassischer und je ­weniger gleichberechtigt die ­Rollenverteilung in einer Beziehung ist, desto zu­friedener sind alle Beteiligten. Und ja, der ­Effekt findet sich auch, wenn man nur Befragungen nach 2005 berücksichtigt.

Erfreulich hingegen, insbeson­dere in Zeiten der Pandemie, dass wir ­resilienter sind, als wir vielleicht annehmen: Schwere Schicksalsschläge steckten die Langzeit­probanden ­erstaunlich gut weg.

Auf dem Glücksbarometer ganz weit oben stehen zudem soziale ­Kontakte. Und die lassen sich auch trotz Corona-Massnahmen zur ­Ge­nüge pflegen: Laut Schröder sind fünf enge Freunde für unsere Zufriedenheit ­genug. Wer glücklich sein will, sollte seinen Freunden übrigens fleissig ­Geschenke kaufen. Die Befragten fühlten sich besser, wenn sie Geld für andere ausgaben.

Wer dann noch (regel-)mässig trinkt – am besten Sekt oder Wein – und sieben bis acht Stunden pro Nacht schläft, sammelt weitere Punkte auf der Zufriedenheitsskala.
Die Festtage können also kommen!

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