Fünf Freunde sind genug, Schenken und Sekt machen glücklich! Pünktlich zu diesen etwas seltsam anmutenden Festtagen gibt uns ein Blick in die psychologische Fachliteratur Mut. Und erstaunt.
Der deutsche Soziologe Martin Schröder hat Befragungen aus mehr als 30 Jahren durchgeackert. Die Schlussfolgerungen fasste er in seinem Buch «Wann sind wir wirklich zufrieden?» zusammen. Als Grundlage diente ihm eine Flut von Statistiken: das sozio-ökonomische Panel, eine renommierte alljährliche Umfrage mit knapp 85'000 deutschen Teilnehmern, die seit 1984 läuft. Sie zeigt: Wir schätzen oft völlig falsch ein, was uns glücklich macht.
Mehr Freizeit führt zu mehr Lebensglück? Falsch. Die grosse Karriere? Auch nicht. Wer ständig versucht, besser zu sein als andere, bezahlt das mit Frustration. Lebenszufriedenheit dank mehr Geld? Wohl kaum, denn man gewöhnt sich unglaublich schnell daran; der Swimmingpool wird banal, sobald er im eigenen Garten steht. Wer keinen Sport treibt, muss sich – zumindest aus psychologischer Sicht – kein schlechtes Gewissen einreden lassen: Couch-Potatoes bringt es wenig, ihr Glück in der Athletik zu suchen, nur Sportbegeisterte fühlen sich dank regelmässigen Trainings bedeutend besser.
Sogar unsere Kinder sorgen für weniger Glück, als sich die meisten eingestehen wollen. Das liegt nicht an stinkenden Windeln oder am ewigen «Ich will», sondern ganz einfach am langfristig belasteten Haushaltskässeli, schreibt Autor Schröder: «Wer Kinder hat, muss sein Geld unter mehr Haushaltsmitgliedern aufteilen und hat entsprechend weniger für sich.»
Perplex macht folgendes Fazit seiner Meta-Studie: Je klassischer und je weniger gleichberechtigt die Rollenverteilung in einer Beziehung ist, desto zufriedener sind alle Beteiligten. Und ja, der Effekt findet sich auch, wenn man nur Befragungen nach 2005 berücksichtigt.
Erfreulich hingegen, insbesondere in Zeiten der Pandemie, dass wir resilienter sind, als wir vielleicht annehmen: Schwere Schicksalsschläge steckten die Langzeitprobanden erstaunlich gut weg.
Auf dem Glücksbarometer ganz weit oben stehen zudem soziale Kontakte. Und die lassen sich auch trotz Corona-Massnahmen zur Genüge pflegen: Laut Schröder sind fünf enge Freunde für unsere Zufriedenheit genug. Wer glücklich sein will, sollte seinen Freunden übrigens fleissig Geschenke kaufen. Die Befragten fühlten sich besser, wenn sie Geld für andere ausgaben.
Wer dann noch (regel-)mässig trinkt – am besten Sekt oder Wein – und sieben bis acht Stunden pro Nacht schläft, sammelt weitere Punkte auf der Zufriedenheitsskala.
Die Festtage können also kommen!