Eine Schwangerschaft, ein Neuankömmling in der Familie Vicente. Die Geschichte von Marcelo beginnt schön. Sie artet aus in Todesangst. Der 28-Jährige aus dem Kanton Nidwalden kippt während der Arbeit um. Seine seelischen Leiden sind so stark, dass sein Körper in sich zusammenfällt. Postpartale Depressionen ziehen Frauen wie Männer hinab in eine Spirale voller Verzweiflung, Selbstzweifel, Hoffnungslosigkeit. Den Müttern werden für ihre Erkrankung Vorwürfe gemacht. Die Papis? Die gebären ja nicht mal.
Also auf die Zähne beissen und durch!, heisst es. Die Forschung zeigt, dass Männer nach der Geburt ihres Kindes hormonelle Veränderungen durchleben, die sie – unter anderem – anfälliger für Depressionen machen. In der Schweiz sind pro Jahr 10'000 Väter betroffen – die Dunkelziffer ist hoch. Die meisten depressiven Väter bleiben unentdeckt und unbehandelt, denn sie zeigen keine «typischen» Symptome der Krankheit. Das System rund um die Geburt und die Zeit danach ist um die Mütter konzipiert. Zum Nachteil beider Geschlechter.
Ein richtiger Vaterschaftsurlaub würde das Risiko für eine postpartale Depression bei Männern reduzieren. Mit der richtigen Prävention würden sie gar nicht hineinschlittern. Es müssen mehr Gelder für die Gendermedizin fliessen; und weniger Vorurteile fallen. Die Politik ist gefragt. Die Ausbildungsstätten der Betreuenden sind gefragt. Die Forscher sind gefragt. Und wir alle. Denn, wenn wir ehrlich mit uns sind, haben die meisten unter uns die leidenden Väter bisher ausser Acht gelassen.