Alles überall gleichzeitig» räumte sieben Oscars ab. Ebenso trefflich umschreibt der Film unser Gesundheitssystem. An jeder Ecke steht eine Apotheke. Ärztinnen und Ärzte arbeiten in direkter Konkurrenz zueinander. Fast nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Spitäler pro Kopf – bricht der Gewinn ein, werden Betten abgebaut.
Jeder Wirt, der rechnen kann, serviert seinem Gast lieber Filet statt Cervelat. Seit sie Profite erzielen müssen, funktionieren die Spitäler ähnlich: Gemacht wird, was rentiert. Der Kapitalismus hat Vorrang vor dem hippokratischen Eid. Das Problem sind die falschen Anreize: Eine sorgfältige Gesundheitsuntersuchung bringt heute viel weniger ein als ein operativer Eingriff.
Die Folgen dieser Fehlkonstruktion sind stetig wachsende Gesundheitskosten und der alljährlich wiederkehrende Prämienschock. Verantwortlich dafür sind aber nicht allein die Leistungserbringer oder die Politik.
Auch die Profiteure des besten Gesundheitssystems der Welt – wir Patientinnen und Patienten – müssen sich an der Nase nehmen: «Alles überall gleichzeitig» hat seinen Preis. Wer den nicht länger bezahlen will, darf sich nicht über die Wartezeit auf dem Notfall ärgern – und sollte schleunigst eine Patientenverfügung unterschreiben.