«Über Geld spricht man nicht, man hat es!»
BLICK hält sich natürlich nicht an diesen arroganten Spruch: Am Donnerstag enthüllten wir die Lohnliste von GC. Und erfuhren, dass bei den Grasshoppers sogar die Mittelmässigen im Geld baden: Der dänische Flügelspieler Lucas Andersen (23) zum Beispiel kassiert 692'680 Franken im Jahr!
In diesen Tagen legen auch viele Grossunternehmen ihre Geschäftsberichte vor. Die Top-Verdiener 2017:
1. Sergio Ermotti (UBS) 13,9 Millionen
2. Joe Jimenez (Novartis) 12,8 Millionen
3. Severin Schwan (Roche) 10,9 Millionen
Als die Cheflöhne vor etwa 15 Jahren die Millionen-Schallmauer durchbrachen, war die Empörung gross. Der damalige UBS-Chef Marcel Ospel prophezeite, die Bevölkerung werde sich rasch an die neuen Grössenordnungen gewöhnen. Das war Wunschdenken – die Wut hält bis heute an.
Der Fall Pierin Vincenz ist besonders schwer zu verstehen: 16 Jahre lang führte er Raiffeisen von Erfolg zu Erfolg. Dabei verdiente Vincenz schätzungsweise 1 bis 4 Millionen Franken im Jahr. Genug, um auf ewig sorgenfrei zu leben. Warum hat er trotzdem Geschäfte getätigt, um noch mehr zu verdienen?
Weil Geld bei fast jedem von uns den gesunden Menschenverstand ausschaltet!
Alle wollen immer mehr, auch wenn sie es nicht nötig haben. Ob jemand 2 oder 5 oder 10 Millionen verdient, ändert nichts an seinem Leben – ausser, wie viel er den Erben hinterlässt. Doch der Mensch scheint die Gier in den Genen zu haben. Vielleicht hat es damit zu tun, dass in der Urzeit den Winter nur überlebte, wer Vorräte anlegte.
Millionensaläre für Sportler stören niemanden, Millionensaläre für Manager stören jeden. Dabei sind solche Summen bei Roger Federer genauso unerklärbar wie bei Ermotti, Jimenez und Co. Aber unseren Roger finden alle sympathisch – und freuen sich mehr über einen Wimbledon-Sieg als über jeden Milliardengewinn eines Konzerns.
Bankern ist Geld besonders wichtig. Geldhäuser zahlen – ungeachtet aller Bankenkrisen – bis heute höhere Gehälter, obwohl sie nicht wichtiger sind als andere Branchen. Doch das Geldvermehren gehört bei Bankern eben zum Anforderungsprofil. Kein Wunder, sind sie auch persönlich besonders scharf aufs Geld.
Hauptsache, mehr als die anderen! Die Glücksforschung zeigt: Der Mensch ist mit 5000 Franken Lohn zufriedener, wenn alle anderen 4000 haben, als mit 6000 Franken, wenn alle anderen 7000 bekommen. Denn Geld hat nicht nur einen praktischen Nutzen. Es ist auch ein Statussymbol. Darum ist selbst der mehrfache Millionär unzufrieden, wenn er erkennt, dass er es niemals zum Milliardär bringen wird.
Immerhin hilft auch in solchen Fällen die Glücksforschung weiter: Nach ihren Erkenntnissen ist für das persönliche Wohlbefinden nicht das Geld der Gradmesser, sondern möglichst viel persönliche Freiheit. Das ist eine gute Nachricht, denn: Freiheit ist mit jedem Monatslohn zu haben.