Daniel Moser (54) sollte persönliche Angaben über deutsche Steuerfahnder liefern und an ihrem Arbeitsplatz in der Finanzverwaltung einen «Maulwurf» platzieren. Dafür erhielt er vom Nachrichtendienst des Bundes NDB nach eigenen Angaben ein Honorar rund 15'000 Franken.
Doch der Schweizer Spion flog auf. Er sass fast sieben Monate in Untersuchungshaft und wurde schliesslich zu 22 Monaten Gefängnis bedingt sowie zu einer Busse von knapp 50'000 Franken verurteilt. Zudem sitzt er auf hohen Anwaltsrechnungen. Daniel Moser ist praktisch pleite.
Im BLICK sprach er nun erstmals ausführlich über seinen Auftrag, seine Motive, seine Zeit im Gefängnis und darüber, wie es ihm heute geht. Den Auftrag des Nachrichtendienstes habe er übernommen, weil er es für eine «Riesensauerei» hält, dass Deutschland gestohlene Schweizer Bankdaten gekauft habe. Und aus patriotischen Gefühlen: «Ich bin stolz, Schweizer zu sein.»
Nun will sich die Parlamentarische Geschäftsprüfungsdelegation mit dem Fall befassen. Dabei wird auch Daniel Moser zu Wort kommen. Tatsächlich bleiben nach dieser peinlichen Affäre viele Fragen offen:
• Warum stellt unser Nachrichtendienst fremden Finanzbeamten nach? Er soll die Schweiz vor Gefahren schützen. Gefährlich sind Terroristen und das organisierte Verbrechen, nicht aber deutsche Steuerfahnder.
• Wie professionell arbeitet ein Geheimdienst, der sich sogar bei einer dermassen banalen Mission übertölpeln lässt? Wie sicher ist die Schweiz, wenn es der NDB einmal mit wirklich gefährlichen Gegnern zu tun bekommt, zum Beispiel mit Selbstmordattentätern des Islamischen Staats?
• Warum lässt der Nachrichtendienst seine Mitarbeiter fallen wie eine heisse Kartoffel, wenn etwas schiefgeht?
• Wieso bekam Daniel Moser von seinen Auftraggebern nicht die geringste Unterstützung?
• Weshalb boten sie nicht einmal an, seine Kosten für Anwälte und Strafzahlungen zu übernehmen?
Der Nachrichtendienst sucht derzeit einen Chef. Der Neue soll den Laden wieder auf Kurs bringen und Vertrauen zurückgewinnen – er muss sozusagen den Reset-Knopf drücken.
Ironie der Geschichte: Der bisherige Chef Markus Seiler (49), der für das Schlamassel verantwortlich ist, wurde wegbefördert – ausgerechnet, um einen anderen Reset-Knopf zu drücken. Ignazio Cassis (56) ernannte Seiler zu seinem Generalsekretär. Der neue Aussenminister hat versprochen, bei einem anderen Schweizer Schlamassel den Reset-Knopf zu drücken: in der Europa-Politik.
Hoffentlich wird dabei auch gleich das Ausspionieren befreundeter Staaten auf null gestellt.