Diese Woche rutschten die Hypothekarzinsen auf ein Rekordtief: Der Richtzins für zehnjährige Festhypotheken liegt neu bei 1,1, für fünfjährige bei 0,95 Prozent. Wer geschickt verhandelt, bekommt sie auch für 0,7 und 0,5 Prozent. Eine Million Franken sind derzeit für läppische 416 Franken Zins im Monat zu haben!
Und das ist noch nicht das Ende der Billigzinsen: US-Notenbank und Europäische Zentralbank werden ihren Leitzinssatz wohl weiter senken. Adrian Wenger vom Hypothekenzentrum sagte deshalb im BLICK: «Der Zeitpunkt für eine Festhypothek ist völlig falsch. In einem Jahr sind zehnjährige Festhypotheken womöglich für 0,2 Prozent erhältlich.»
Schöne neue Immobilienwelt? Leider nur für einige wenige. Die grosse Mehrheit der Schweizer kann sich heute kein Eigenheim mehr kaufen. Die Preise explodieren, sie brauchen mehr Eigenkapital und erst noch ein hohes Monatseinkommen, um die Hypothek auch dann finanzieren zu können, wenn der Zins eines Tages auf 5 Prozent steigen sollte: In unserem Beispiel wären das stolze 4160 Franken pro Monat. Für Normalverdiener ist eine solche Belastung nicht tragbar.
Wer hingegen bereits ein Eigenheim besitzt, wohnt unter den aktuellen Umständen praktisch gratis. Alle anderen werden ewig Mieter bleiben.
Allerdings ist auch auf dem Mietermarkt nichts mehr so, wie es war. Weil Negativzinsen die Sparguthaben bei der Bank schrumpfen lassen und Aktien riskanter sind denn je, gibt es derzeit ausser Immobilien kaum noch lukrative Anlagemöglichkeiten. Die Folge: In der Schweiz wird gebaut, was das Zeug hält.
Pensionskassen investieren in riesige Überbauungen, weil sie auf garantierte Renditen angewiesen sind, um die Renten finanzieren zu können. Das treibt die Preise für Bauland in die Höhe und führt zu Geistersiedlungen, denn es wird viel zu viel gebaut. Im Augenblick stehen mehr als 70’000 Mietwohnungen leer!
Dennoch werden langjährige Mieter auf die Strasse gesetzt, damit ihre alten, günstigen Wohnungen renoviert und zu Höchstpreisen vermietet werden können. BLICK berichtete gerade erst über eine Liegenschaft der Pensionskasse der Zürcher Kantonalbank (ZKB), in der 33 Bewohnern gekündigt worden war. Sie bezahlten Mieten zwischen 1500 und 2000 Franken – ihre luxussanierten Wohnungen kosten heute um die 4000 Franken!
Man muss kein Klassenkämpfer sein, um zu sehen: Was derzeit auf dem Immobilienmarkt geschieht, ist eine rasante Umverteilung von unten nach oben – von den Mietern, die sich auch künftig nie ein Haus leisten können, mit ihren immer höheren Mieten aber die Rendite der Pensionskassen erwirtschaften, hin zu den Haus- und Wohnungsbesitzern.
Die wohnen günstig wie nie, weshalb sie zusätzlich und zum Steuersparen in ihre Pensionskasse einzahlen können. Dafür erhalten die Eigenheimbesitzer dann auch noch eine schöne Rendite – erwirtschaftet aus dem Geld, das ihre Pensionskasse den Mietern aus der Tasche zieht.
Will die Schweiz wirklich diesen Teufelskreis?