Es werden immer mehr: 4,6 Prozent aller Schweizer Schülerinnen und Schüler besuchen heute eine Privatschule. In Basel sind es bereits 12,5, in Genf sogar 16,5 Prozent! Privatschulen sind vielen Eltern sehr viel Geld wert. Weil sie der Versprechung glauben, dass die Kinder dort individueller gefördert werden, weniger unter Druck stehen, mit ihresgleichen besser lernen können.
BLICK beschrieb den Boom der Privatschulen diese Woche in einer Serie. Meine Kollegin Katia Murmann (38), Chefredaktorin von Blick.ch, erzählte mir, auch sie habe viel Schlechtes über die Volksschule gehört. Als ihre drei Kinder dann tatsächlich in die Schule kamen, wurde sie positiv überrascht von frischen, jungen, wachen Lehrern, die ihre Kinder mit höchstem Engagement fördern, prägen, weiterbringen.
Silvia Steiner (61) sagte im BLICK-Interview: «Wir haben die besten öffentlichen Schulen für alle Kinder!» Die Präsidentin der Erziehungsdirektoren übertreibt nicht. Unsere Volksschulen sind viel besser als ihr Ruf. Denn sie sind weit mehr als nur Bildungsstätten, sie sind die wichtigsten Institutionen unseres Landes!
Die Volksschule sorgt dafür, dass Talente und Fähigkeiten der Kinder zählen, nicht der Kontostand der Eltern. Die öffentliche Schule verbindet Menschen aller Schichten miteinander, auch die Kinder der Reichsten mit den Kindern der Ärmsten.
Damit es so bleibt, müssen wir den Wert der Volksschule wieder schätzen lernen. Und alles tun, damit sie ihren Auftrag erfüllen kann. Hier mein Appell.
Ein Appell an die Eltern: Delegiert eure wichtigste Aufgabe nicht an die Schule! Ihr selbst müsst eure Kinder erziehen, den Drang zum Lernen in ihnen wecken, sie auf Gebieten fördern, für die sie brennen. Denn wenn all das die Schule erledigen soll: Wofür habt ihr dann Kinder?
Ein Appell an die Schulen: Reagiert flexibler auf Veränderungen! Die globale Kommunikation verlangt nach neuen Kenntnissen, die digitale Revolution nach neuen Fähigkeiten.
Ein Appell an Bildungspolitiker: Ihr habt viel für die Schwachen getan, macht euch jetzt auch stark für die Starken, damit sie sich in der Schule nicht langweilen. Beginnt damit, dass Ausländerkinder zuerst die Sprache lernen, bevor sie am Unterricht teilnehmen – man kann eine Klasse nicht unterrichten, wenn die Hälfte der Schüler nichts versteht.
Der vierte und wichtigste Appell geht an uns alle: Mehr Wertschätzung für die Lehrerinnen und Lehrer! Doch seit Urzeiten müssen sie mit denselben alten Vorurteilen kämpfen – sie hätten zu viele Ferien, verdienten zu viel, ihre Schüler seien immer schlechter ausgebildet ... Doch unsere modernen Zeiten brauchen auch Eltern, die sehen, dass Pädagogen heute besser ausgebildet sind denn je, dass sie an jedem einzelnen Schultag Höchstleistungen erbringen.
Denn wenn wir auch in Zukunft eine starke Volksschule wollen, dann müssen dort die besten, die motiviertesten, die leistungsfähigsten Lehrerinnen und Lehrer unterrichten.