BlickPunkt über die Schweiz und das Virus
Wege aus der Pandemie

Die Schweizer Bevölkerung hält sich diszipliniert an die Empfehlungen des Bundesrats. Darum sollte er nun auch Hoffnung verbreiten – und uns sagen, wie wir möglichst bald wieder aus der Corona-Krise herausfinden.
Publiziert: 03.04.2020 um 22:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2020 um 08:47 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Es ist beeindruckend, wie die Schweizer Bevölkerung in diesen schwierigen Zeiten zusammensteht.

Die politischen Parteien, die Wirtschaft, die Medien – vor allem aber eine überwältigend grosse Mehrheit der Menschen akzeptiert die Notmassnahmen des Bundesrats. Trotz Existenzangst vieler Selbständiger. Trotz drohender Milliardenverluste in der Wirtschaft. Trotz massiver Einschränkungen für jeden von uns.

Ja, die Corona-Krise stellt uns auf eine harte Probe. Sie ist umso härter, je länger sie dauert – und je frühlingshafter die Temperaturen werden … Bundesrätin Viola Amherd appelliert deshalb heute im BLICK: «Haltet euch an die Massnahmen! Wenn wir jetzt lockerlassen, steigen die Ansteckungen wieder exponentiell an.»

Ihre Bundesratskollegin Karin Keller-Sutter sagt: «Jetzt braucht es Geduld und Disziplin!» Und Alain Berset: «Wir müssen uns auf eine längere Zeit einstellen.» Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit wiederholt geduldig Tag um Tag: «Es ist noch zu früh, die Massnahmen zu lockern.»

So weit, so gut, so vernünftig.

Schon bald aber werden Durchhalteparolen allein nicht mehr genügen, um Menschen davon zu überzeugen, dass sie sich einem strengen Regime unterwerfen müssen, das tief in das Privatleben eingreift. Demnächst sollte uns der Bundesrat auch wissen lassen, wie wir eines Tages zur Normalität zurückkehren können.

Allen Fragen in diese Richtung ist der Bundesrat bislang ausgewichen. Die pädagogische Absicht dahinter ist naheliegend: Er will verhindern, dass sich draussen niemand mehr an die Notmassnahmen hält, wenn man intern Lockerungen diskutiert.

Doch geht es hier nicht um eine Schulklasse, sondern um die gesamte Schweizer Bevölkerung!

Jeder Mensch braucht Hoffnung. Damit die materiellen Schäden der Corona-Pandemie nicht irgendwann von seelischen Störungen begleitet werden, muss jeder Einzelne einen Weg aus der Krise vor sich sehen und ein Leben danach erkennen können.

Mit welchen Szenarien operiert der Bundesrat? Bei welchem Verlauf der Ansteckungsziffern ist mit Lockerungen zu rechnen?

Unter welchen Umständen dürfen Kleiderläden, Gartencenter, Möbelhäuser, wieder öffnen – sofern sie die Regeln genauso einhalten wie Migros, Coop & Co.?

Könnten Schulen zumindest partiell wieder Unterricht im Klassenraum anbieten – wenigstens in Kleingruppen?

Ab wann dürfen Restaurants wieder Gäste empfangen – natürlich unter Einhaltung von Sicherheitsabständen und Hygienemassnahmen?

Müssen wir uns vielleicht dennoch darauf einstellen, dass Open Airs, Fussballspiele, Konzerte, Chilbis und Menschenansammlungen aller Art das ganze Jahr über verboten bleiben?

Fragen über Fragen ...

Keine Frage hingegen ist, dass die Schweizerinnen und Schweizer verantwortungsbewusst, vernünftig und diszipliniert sind, wenn es darauf ankommt. Das haben sie in diesen Wochen ein für alle Mal unter Beweis gestellt.

Der Bundesrat hat bisher transparent darüber informiert, warum er was angeordnet hat. Nun braucht es dieselbe Transparenz beim Blick nach vorn: Was geschieht nach dem 19. April? Welches sind die Szenarien für die nächsten Wochen und Monate?

Nur wenn die Menschen einen Weg zurück in die Normalität erkennen, lässt sich verhindern, dass die Akzeptanz bröckelt und die Disziplin nachlässt – sei dieser Weg noch so lang und noch so steinig!

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