Wochenlang reagierte Bern auf explodierende Corona-Zahlen mit Nichtstun. Am Mittwoch beschloss der Bundesrat – endlich! – strengere Massnahmen. Es ist zwar nur das Minimum von dem, was es jetzt braucht. Doch wenn sich alle daran halten, kann das mit ein wenig Glück genügen, um eine Überlastung der Spitäler zu vermeiden.
Die Schweiz hat wieder Tritt gefasst. Während sich Nachrichten über die Pandemie förmlich überschlugen, gingen drei wichtige Personalien beinahe unter:
Christoph Blocher, der Gierige: Der 80-jährige Multimilliardär hatte mitten in der Corona-Krise rückwirkend 2,7 Millionen Franken Bundesratsrente verlangt, auf die er einst verzichtet hatte. Entgegen einer Empfehlung der Finanzdelegation bewilligte ihm der Bundesrat davon nun 1,1 Millionen. Was für ein Hohn angesichts all der Gewerbetreibenden und Künstler, die jetzt um ihre Existenz bangen! Was für ein Affront gegenüber Krankenpflegerinnen, die gerade für wenig Geld Übermenschliches leisten! Was für ein Armutszeugnis in den Augen aller gesetzestreuen Bürger, dass unser Bundesrat nicht den Mut hatte, Nein zu sagen!
Pierre Maudet, der Getriebene: 2018 war er die Zukunftshoffnung der FDP; der Genfer kandidierte sogar für den Bundesrat. Dann kam heraus, dass er sich – obwohl er jahrelang das Gegenteil behauptete – samt Familie nach Abu Dhabi hatte einladen lassen. Es folgten Verdacht der Steuerhinterziehung, Entmachtung, Parteiausschluss. Als seine Regierungskollegen ihm die letzten Mitarbeitenden entzogen, landete der 43-Jährige am Donnerstag einen Überraschungscoup: Er trat zurück – um für seine eigene Nachfolge zu kandidieren! Jetzt sollen die Genferinnen und Genfer im Wissen um seine Verfehlungen entscheiden, ob sie ihn weiterhin in der Regierung wollen oder nicht. Man kann von Maudet halten, was man will: Kein anderer wäre so zäh, dass er nicht schon längst den Bettel hingeschmissen hätte …
Philipp Hildebrand, der Wiedergeborene: 2012 trat er wegen des Verdachts von Insidergeschäften als Nationalbank-Präsident zurück – seine damalige Frau hatte kurz vor Einführung des Mindestkurses für 400‘000 Franken US-Dollars gekauft. Nun schlägt der Bundesrat den 57-Jährigen als Generalsekretär der Organisation für Zusammenarbeit und wirtschaftliche Entwicklung (OECD) vor. Wenn ein Schweizer dieses mächtige Amt bekäme, wäre das eine Sensation. Normalerweise gilt hierzulande jeder Gescheiterte als verbrannt. Gut, geht es auch anders!
Die Millionen-Staatsaffäre eines Spitzenpolitikers, der letzte Kampf eines Überlebenskünstlers und die Wiedergeburt eines längst Vergessenen: Offenbar gibt es noch ein Leben diesseits von Corona!