Rutscht Ihnen ab und zu ein blöder Begriff über die Lippen wie «vom anderen Ufer» oder «Kampflesbe»? Es ist gut, wenn einem solche Ausdrücke im Hals stecken bleiben.
Noch besser wäre, wenn sie auch aus den Köpfen verschwänden. Manche Kollegen, die neben Ihnen im Büro sitzen oder im gleichen Turnverein trainieren, können solche Worte verletzen. Auch wenn sich bei uns heutzutage keiner mehr für seine sexuelle Ausrichtung schämen muss, sitzen alte Vorurteile tief.
Darum behält mancher seine Präferenzen lieber für sich. So wie der ehemalige Kunstturner Lucas Fischer. Dem 28-Jährigen war bis vor einem Jahr noch nicht einmal bewusst, dass er auf Männer steht.
Daran gibt er auch seinem Umfeld die Schuld – im Spitzensport sei Homosexualität nach wie vor ein grosses Tabu, darum wollte er sich auf keinen Fall «schwul benehmen». Noch schwieriger ist ein Outing in typischen Macho-Sportarten wie Rugby, Eishockey oder Fussball.
Wie viele schwule Spitzensportler kennen Sie?
Der Schweizer Spielfilm «Mario» nahm das Tabuthema auf. Ansonsten lassen sich öffentliche Bekenntnisse homosexueller Fussballstars noch immer an einer Hand abzählen. Auch Fussballerinnen tun sich damit schwer – allerdings aus anderen Gründen.
Lara Dickenmann ist die berühmteste Spielerin der Schweiz. Öffentlich über ihre Liebe zu Frauen sprach sie erstmals vor zwei Wochen. Weil sie nicht das Klischee der lesbischen Fussballerin bedienen wollte, verleugnete sie sich lange Zeit selbst. Heute, mit 32 Jahren, möchte sie Mut machen.
Lucas Fischer startet jetzt eine Karriere als Künstler; im Showgeschäft sei das Umfeld toleranter. Der Druck kann aber auch dort enorm sein. George Michael, der in den 80er-Jahren mit Wham! zum Mädchenschwarm und Sexsymbol wurde, outete sich erst, nachdem er in flagranti erwischt wurde. Er habe seine Homosexualität nicht öffentlich machen wollen, solange seine Mutter lebte, sagte er später.
Ob Showbusiness oder Spitzensport: Ich warte gespannt auf das Outing des ersten schwulen Schwingers.