Christoph Blocher bekommt zu viel Aufmerksamkeit. Jüngst widmete das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) dem SVP-Doyen ganze 97 Minuten – und das am Tag der Bundesratswahlen. In «Christoph Blocher – Leben und Kampf für seine Schweiz» erzählt der alt Bundesrat von seiner Kindheit, der Ems-Chemie und seinem Weg in die Politik. Über Jahre hinweg besuchte Dokumentarfilmer Hansjürg Zumstein den Senior in seinem Zuhause in Herrliberg ZH. Zu sehen gibt es auch viel Archivmaterial.
Der Film rief gespaltene Reaktionen hervor. Streckenweise wähne man sich in einer weiteren Ausgabe von «Teleblocher», schrieb etwa die «Wochenzeitung» («WOZ»). Ganz anders sah das die «Weltwoche»: Zumstein «meidet kritische Fragen nicht», las man da. Und die SVP? Die war begeistert – und machte sogar Werbung für den Film.
Schon im Vorfeld der Bundesratswahlen war der SVP-Übervater wieder in aller Munde. Auf seinem Internetsender plädierte er für die Wahl eines wilden SP-Kandidaten. Prompt berichteten alle Schweizer Medien über Blochers «Tabubruch». Der 83-Jährige war lange mächtigster Mann der SVP. Möglicherweise ist er es noch immer. Aber muss man ihm, der sich offiziell aus der Parteipolitik zurückgezogen hat, immer und immer wieder eine Plattform geben? Eigentlich ist auch dieser Kommentar einer zu viel.