Solidarität und Empathie
Wir brauchen mehr Ostern!

Die Ostergeschichte ist kaum zu glauben. Dabei brauchen wir mehr Ostern, mehr positive Schockmomente.
Publiziert: 20.04.2025 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2025 um 19:20 Uhr
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«Wir brauchen mehr Ostern», kommentiert Blick-Redaktor Raphael Rauch.
Foto: Thomas Meier
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Ostern ist das wichtigste christliche Fest – aber viel unkonkreter als Weihnachten. Ein Baby, das unter schwierigen Bedingungen zur Welt kommt – diese Geschichte ist leicht zu verstehen und leider auf der ganzen Welt Realität, von Bethlehem über den Sudan bis El Salvador. Aber Ostern? Die Geschichte eines Mannes, der Opfer eines Justizmordes wird, drei Tage später aufersteht, zu seinen Freunden zurückkehrt, um doch wieder zu entschwinden, ist kaum zu glauben.

Die Passionsgeschichte bleibt auch in säkularen Zeiten faszinierend: Es geht um Liebe, Trauer, Freundschaft, Scheitern, Verrat, Hoffnung – und Freude am Leben. Das zentrale Element von Ostern ist die Verwandlung. Nichts muss so sein, wie es scheint. Nicht der dunkle Karfreitag hat das letzte Wort, sondern das wärmende Licht des Osterfeuers. Veränderung ist jederzeit möglich – vom eigenen Verhalten bis zur Weltpolitik. Ginge es ihm um Ostern, müsste Putin für immer die Waffen schweigen lassen.

Papst widerspricht J. D. Vance

Wem das Wort Nächstenliebe zu christlich tönt, kann es auch mit Solidarität und Empathie umschreiben. Papst Franziskus hat Trumps Vize J. D. Vance klar widersprochen, der die US-Migrationspolitik als «Hierarchie der Nächstenliebe» verkaufen wollte: Solidarität mit den Schwachen, Armen und Unterdrückten ist absolut – egal, um wen es geht. Jesus war ein Systemsprenger, ein Revolutionär, einer, der seit 2000 Jahren eine Zumutung ist, im Grossen wie im Kleinen.

Ostern zeigt: Alles ist möglich, alles kann sich ändern – von heute auf morgen, auch zum Guten. Es gibt sogar so etwas wie positive Schockmomente. Wir brauchen mehr Ostern!

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