Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Da will man etwas gegen die Überfischung der Weltmeere tun, kauft Zuchtfisch – und macht alles noch viel schlimmer. Das Problem: Mal abgesehen vom massiven Einsatz von Antibiotika werden Fische aus Aquakulturen mit Fischmehl gefüttert, das unter anderem aus extra dafür gefangenen Fischen besteht. Und weil die gezüchteten Fische mehr fressen, als sie am Ende selber auf die Waage bringen, lindern Aquakulturen die Überfischung nicht, sondern verschärfen diese.
Fliegen für die Fische
Seit einer Weile schwirrt aber eine Idee durch die desinfizierten Hallen der Lebensmittelindustrie: Fliegenmaden statt Fischmehl. In Südafrika gibt es eine Firma, die sich im grossen Stil auf die Produktion von Futtermittel aus Fliegen spezialisiert hat.
In den Hallen von AgriProtein schwirren gegen zehn Milliarden der sechsbeinigen Proteinspender umher, die Speisereste verwerten. Aus ihren Eiern wird Tierfutter gemacht, etwa als Ersatz für Fischmehl. Ein Fliegenschiss in Anbetracht der jährlich 40 bis 60 Millionen Tonnen Fischmehl, welche die Industrie verbraucht, aber immerhin ein Anfang.
Warum gibt es Fliegen?
Und die Produktion von tierischem Eiweiss durch Fliegenzucht könnte auch ein persönliches Problem von mir lösen: meinen Kindern nämlich erklären zu müssen, wozu manche Tiere nützlich sind.
Kürzlich bin ich bei Stubenfliegen ganz schön ins Trudeln gekommen. Auf meine Antwort, dass Fliegen das Futter anderer Tiere darstellten, entgegneten meine Kinder, dass die Stubenfliegen in unserer Wohnung aber von keinem Tier verzehrt würden. Klassischer Fall von ausgekontert.
Mach die Fliege, Fliege!
Die Gemeine Stubenfliege (Musca domestica) ist seit Menschengedenken ein treuer Begleiter des Menschen, aber kein Freund. Sie ist nicht nur nervtötend, mit ihrer Vorliebe für Kot, Eiter und Kadaver ekelt sie uns sogar – und das zu Recht. Denn wenn Fliegen auf der Apfelwähe landen, ist die Chance gross, dass sie dort Spuren vom Nachbarsköter hinterlassen, genauer: von dessen Kot.
Es kann sogar sein, dass Musca auf unseren Kuchen kotzt. Wirklich wahr: Sie speichert nämlich die Nahrung in einem Kropf. Um sie später zu verdauen, erbricht sie diese nochmals. Dabei werden Keime und Krankheitserreger an die Umwelt weitergegeben.
Aber seien Sie milde zur Stubenfliege, vielleicht hilft sie dereinst mit, die Welt zu retten.
Simon Jäggi (38) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält Hühner. Wissenschaftlicher Rat: Prof. Christian Kropf.