Die gute Nachricht zuerst: Wir Schweizerinnen und Schweizer sind Recycling-Weltmeister. Niemand trennt disziplinierter Abfall und sammelt pflichtbewusster Altglas.
Die schlechte Nachricht: Der Wohlstand hat auch eine Schattenseite – wir produzieren rekordverdächtig viel Müll.
Das Konsumparadies Schweiz ist zugleich eine Abfallhölle. Seit den Siebzigerjahren hat sich der Müll pro Kopf mehr als verdoppelt. Über 700 Kilo sind es pro Jahr und Person. 16 Kilo davon Elektroschrott. Das ist einfach erklärbar: Die Kaufkraft ist kaum irgendwo höher als hier. Das hässliche Wort der Wegwerfgesellschaft trifft den Nagel auf den Kopf.
Wer einen kaputten Toaster hat, kann ihn selber reparieren, zu einem Spezialisten gehen – oder den Discounter aufsuchen, wo er bereits für 20 Franken einen neuen erstehen kann. Der wurde vielleicht in einem Drittweltland unter ökologisch und gesellschaftlich prekären Bedingungen produziert, aber was solls – bequem und zeitgünstig ist es alleweil.
Umso verdienstvoller ist es, dass der Konsumentenschutz die Gründung sogenannter Repair-Cafés fördert. Denn im hoch entwickelten Industrieland Schweiz haben viele Menschen den Sinn für den Wert einer Ware verloren. Ein Gerät flicken, damit es wieder funktioniert, ist die logisch richtige Antwort auf die genannte Entwicklung: Die Gesellschaft spart Ressourcen und schont die Umwelt, zweifelhafte Billigware wird eingedämmt, die Leute sparen Geld. So wird die Reparatur der Dinge zur Reparatur der spätkapitalistischen Gesellschaft.