Obwohl sie seit der Umbenennung das Christentum nicht mehr im Namen führt, hat die Mitte mit der katholischen Kirche noch mehr gemein, als manchen lieb ist: Sie hat den Umgang mit Macht nicht ausreichend reflektiert, scheint nach aussen zu mauern und agiert am liebsten unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Gerade der Politikbetrieb ist anfällig für Machtmissbrauch. Ideale treffen auf Realpolitik; Ambitionen, Abhängigkeiten und Egos prallen aufeinander; der kurze Dienstweg führt oft über Hinterzimmer.
Die Angst davor, der eigene Parteikollege oder der politische Gegner könne alles ausschlachten, verhindert Fairness und Offenheit. So kann ein Nährboden für Probleme entstehen, der schon gar nicht mit den Werten der Mitte-Partei im Einklang steht. Dass es bei anderen Parteien nicht besser aussieht, ist keine Entschuldigung.
Gerhard Pfister hat Recht, wenn er sagt: Auf dem Rücken von aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitenden dürfen keine Parteikonflikte ausgetragen werden.
Doch das heisst auch, dass er in der Verantwortung steht, diese Konflikte zu lösen. Und die Frage im Parteivorstand offen zu diskutieren, ob eine externe Untersuchung nicht sinnvoll wäre. Bis zum 28. Juni hat er die Möglichkeit, seine Partei als Parteichef aufgeräumt zu hinterlassen.