Professor Hengartner erklärt
Studieren in Corona-Zeiten

Michael Hengartner ist Präsident des ETH-Rats – und damit so etwas wie der Chef-Forscher der Schweiz. In seiner Kolumne erklärt er Wissenswertes aus der Wissenschaft. Diese Woche: die Vor- und Nachteile des Studiums in Zeiten von Corona.
Publiziert: 17.08.2020 um 18:48 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2020 um 11:28 Uhr
Michael Hengartner (53) ist Präsident des ETH-Rats und neuer Kolumnist. Zuvor war der Biochemiker Rektor der Universität Zürich.
Foto: Nathalie Taiana
Michael Hengartner

Die Zeltplätze leeren sich, die Züge füllen sich, die Sommerferien neigen sich dem Ende zu. Je nach Kanton sind sie bereits vorbei oder dauern nicht mehr lange. Ich selbst war dieses Jahr in Arosa GR zum Wandern und in Zürich in der Badi. Nun bin ich wieder zurück im Büro.

Das Studiums in Zeiten von Corona

Auch unsere Studierenden haben jetzt keine Zeit mehr für Dolcefarniente, wenn sie das überhaupt je hatten. Einige stecken mitten in der Prüfungssaison, andere lernen eifrig auf das, was kommt: Semester-, Bachelor- und Masterprüfungen stehen an, und dann ab Mitte September das Herbstsemester. Dieses wird sowohl für Studierende als auch für die Hochschulen eine logistische Herausforderung. Es braucht genügend Abstand, und zwar nicht nur in den Hörsälen und Seminarräumen, sondern auch auf den Gängen. Schutzmasken sind empfohlen, teilweise obligatorisch. Die Abwarte lüften noch öfters, und die Putzequipen leisten noch wichtigere Arbeit als sonst.

Um die Minimalabstände einzuhalten, können die Hörsäle nur teilweise belegt werden. An der EPFL beispielsweise wird jeweils nur etwa ein Drittel der Studierenden im Hörsaal anwesend sein – die übrigen verfolgen die Vorlesungen per Video. Viele Studierende werden dem Unterricht also weiterhin von zu Hause aus folgen müssen.

Eine ganz neue Erfahrung

Ein besonderes Augenmerk gilt uns den Erstsemestrigen. Es scheint mir wichtig, dass diese, soweit es geht, regelmässig auf den Campus kommen können, um die Hochschule und das universitäre Umfeld kennenzulernen. Aber auch die höheren Semester brauchen den «Lernort Uni». Denn lernen findet nicht nur im stillen Kämmerchen statt, sondern auch stark im Austausch mit Dozierenden und Mitstudierenden. Ganz im Sinne der Empfehlung, die ich einst als junger Wissenschaftler von einem Nobelpreisträger erhielt: «Umgib dich mit Menschen, die gescheiter sind als du.» Denn das Entwickeln von neuem Wissen und Ideen lebt vom Kontakt und Austausch zwischen Menschen.

Dieser «Teil Präsenz/Teil Online»-Unterricht wird für alle eine ganz neue Erfahrung sein. Diese muss aber nicht unbedingt negativ sein. Viele von uns, die während des Lockdowns im Homeoffice arbeiteten, haben gemerkt, dass dauerndes Homeoffice nicht ideal ist, aber dass ein Mix aus Arbeit von zu Hause aus und Arbeit im Büro durchaus attraktiv sein kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass man die gleiche Erfahrung an den Hochschulen machen wird.

Für viele Studierende ist das Studium in Corona-Zeiten auch finanziell eine grössere Herausforderung geworden. Es gibt weniger Nebenjobs, mit denen sich die Studierenden über Wasser halten können, und bei vielen sind die Eltern selber auch in finanzielle Nöte geraten. So haben verschiedene Hochschulen inzwischen Notstipendien gesprochen.

Hoffen wir, dass wir das kommende Herbstsemester ohne grössere Ansteckungswellen überstehen und dann im nächsten Jahr wieder zu einem möglichst normalen Betrieb übergehen können. Wie diese neue Normalität im universitären Umfeld aussehen wird, wird sich noch zeigen.

Und nun wünsche ich noch allen unseren Studentinnen und Studenten einen guten Start ins neue, aussergewöhnliche Semester!

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