Wir schreiben das Jahr 2049. Die Volksrepublik China feiert ihr 100-jähriges Bestehen und die Fertigstellung ihres ehrgeizigen Projekts «One Belt, One Road». Hier schlägt der Puls des neuen globalen Wirtschaftsmodells. Dank seiner Infrastruktur, Handels- und Technologieabkommen hat China die Weltkarte völlig neu gezeichnet. Auf die Werte, Modelle und Rollen des Westens, zu denen bisher alle hochschauten, hat diese Entwicklung grosse Auswirkungen.
Wir können die Zukunft nicht mit Gewissheit voraussagen. Klar ist, dass die chinesische Wirtschaft und Gesellschaft in noch nie da gewesenem Tempo voranschreiten und die Regierung im Ein-Parteien-Staat genügend Mittel bereitstellt, um ihre hochtrabenden langfristigen Pläne zu verwirklichen.
Löhne zehnmal so hoch
1978 war es, als Deng Xiaoping mit seiner Liberalisierungspolitik ein chinesisches Wunder sondergleichen einleitete. 40 Jahre danach sind 700 Millionen Menschen der Armut entflohen, die Lebenserwartung hat um zehn Jahre zugenommen, und das Durchschnittseinkommen hat sich beinahe verzehnfacht. Man mag sich kaum vorstellen, was die Veränderungen der nächsten dreissig Jahre noch hervorrufen werden.
Die Schweiz war eines der ersten Länder im Westen, das die Volksrepublik China anerkannte. Als historische Partnerin nimmt sie eine bedeutende Rolle ein, wenn es darum geht, diese Zukunft zu prägen. Im Rahmen unserer Engagements in China und der Abkommen mit diesem Land haben wir stets Zusammenarbeit, Offenheit und Dialog in den Vordergrund gestellt.
Bei uns wiederum sollten wir auf den Mandarin-Unterricht in den Schulen setzen, den Austausch unter den Unis fördern und den Technologietransfer verstärken. Und wer weiss, vielleicht können wir China ja sogar dazu bewegen, zu seinem 100. Geburtstag die Menschenrechte einzuführen.
Pierre Maudet (40) ist Regierungsrat des Kantons Genf. Der FDP-Politiker ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.