Physik und Chemie sind exakte Wissenschaften. Was Forscher dort beobachten, fassen sie in allgemeingültige Formeln. Die kanadische Physikerin Donna Strickland (59) erhält nun «für bahnbrechende Erfindungen im Bereich Laserphysik» den Physik-Nobelpreis 2018. Und ihre US-Kollegin Frances H. Arnold (62) empfängt die bedeutendste Auszeichnung der Welt für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Chemie.
Das sind mutige und ermutigende Zeichen, denn gerade in den Naturwissenschaften braucht es weibliche Vorbilder. An den Eidgenössischen Technischen Hochschulen studieren 30 Prozent Frauen, als Lehrende wirken immerhin 14 Prozent – und damit gehört die Schweiz noch nicht einmal zu den fortschrittlichsten Nationen.
Erhielten Frauen bis anhin einen Nobelpreis, dann zumeist für ein bisschen Frieden oder schöne Literatur. In keiner Kategorie ist die Ungleichheit so krass wie in den Naturwissenschaften. Vergleicht man den Anteil Nobelpreis-gekrönter Frauen mit dem der Männer, liegt er im Durchschnitt bei 1 zu 16, im Fach Chemie bei 1 zu 43 und in Physik bei 1 zu 102!
Arnold ist erst die fünfte Frau, die einen Nobelpreis für Chemie erhält, Strickland gar erst die dritte in Physik. Ihre erste Stellungnahme: «Wir müssen Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draussen.»
Ein Statement, das nachhallt. Denn wie sagte vor ein paar Tagen ein italienischer Physiker im Genfer Cern an einem Workshop über Chancengleichhei? «Die Physik wurde von Männern erfunden und aufgebaut.» Genau. Sie waren es, die die Atombombe gebaut haben. Hätten Frauen das auch getan?