Live-Konzerte haben jedes Mal etwas mit mir gemacht. Sobald die ersten Gitarrenklänge ertönten, habe ich mich fallen lassen, auf das eingelassen, was da gerade passiert. In mir. Mit mir.
Ich denke in letzter Zeit häufig an das The-National-Konzert, bei dem Matt Berninger in seinen Liedzeilen das Publikum an den tiefsten Punkt seiner Seele blicken lässt. Ich denke an Bob Dylan, der mich stundenlang hat warten lassen, bevor er die Bühne betrat. Oder an die Bar, in der Fronftrau Izzy B. Philipps von Black Honey kurzerhand direkt vor mir auf den Tresen kletterte.
Wenn ich in der Masse stehe, mich mit den fremden Menschen verbunden fühle, habe ich das Gefühl aus meinem sich ständig drehenden Gedankenkarussell aussteigen zu können. Ich fühle mich ganz bei mir und mit jeder Faser meines Körpers lebendig. Kein grauer Alltagsschleier zwischen dem Zur-Arbeit-Pendeln und der Was-gibts-zum-Znacht-Frage.
Mir fehlt dieses Gefühl seit Corona. Aber in zwei Wochen besuche ich seit fünf Monaten mein erstes Live-Konzert. Mit Abstand, Maske und Contact-Tracing-Pflicht. Ich bin aufgeregt. Und voller Vorfreude.