Wenn der Postbote zweimal klingelt, hat er keine Zeit zum Warten. Als es kürzlich ein durch Parkinson beeinträchtigter Pensionär in zwei Minuten nicht zur Haustür schaffte, nahm der Pöstler das Päckli wieder mit – mit einem langwierigen Nachspiel.
Am selben Tag, als der BLICK den Fall publik machte, fand ich einen Flyer mit verlockendem Angebot in meinem Briefkasten: «Lassen Sie sich Ihr Lieblingsbrot von Ihrem Pöstler nach Hause liefern!»
Die Zustellung von Briefen und Zeitungen ist unter dem Druck des Internets stark rückläufig. Die Post will die Umsatzausfälle mit neuen Dienstleistungen kompensieren. Für Nestlé holt der Pöstler defekte Kaffeemaschinen zu Hause ab, recycelt Nespresso-Kapseln. Jedes vierte Paket ist bereits eine Sendung des Versandhauses Zalando – für einen Zuschlag von zwei Franken liefert der Postbote sogar auch samstags.
«Wir würden uns gerne mehr Zeit nehmen für den intensiveren Kontakt und die Pflege unserer Kunden», sagt mein Pöstler, «aber die straffen Zeitpläne lassen das nicht mehr zu.»
Liebe Post: Service Zalando oder Service public?