Sie beschreiben die Herausforderung sehr gut: Sie suchen Ihre Zufriedenheit in der Erfüllung äusserer Faktoren statt in Ihnen selbst. Das ist eine Einsicht, zu der andere mit 50 Jahren noch nicht vorstossen, weil sie überzeugt sind, dass Glück die Folge perfekter Lebensumstände sei und sie nur damit beschäftigt sind, ihre Nächsten so zu manipulieren, dass diese sie auf die eine oder andere Weise befriedigen. Solche Leute geben schreckliche Eltern ab, weil sie ihre Kinder darauf trimmen, immer «lieb» zu sein. Wer eine gute Mutter bzw. ein guter Vater sein und überhaupt ein gutes Leben führen möchte, kommt also nicht umhin, erst einmal gut zu sich selbst zu sein. Aber wie geht das genau? Was ist zu tun?
Glück ist nur ein anderes Wort für die Freundschaft mit sich selbst. Stellen Sie sich vor einen Spiegel. Was lehnen Sie an sich ab? Was ist an Ihnen nicht liebenswürdig? Schreiben Sie alles auf. Stellen Sie sich wieder vor den Spiegel: Was ist toll und unwiderstehlich an diesem Menschen? Schreiben Sie auch das auf. Verbrennen Sie den ersten Zettel und verabschieden Sie die falsche, da strenge, lieblose Selbstbetrachtung.
Den zweiten Zettel stecken Sie ins Portemonnaie und nehmen ihn immer wieder hervor und lesen laut vor, was da steht, bis Sie sich selbst glauben, dass Sie klug/witzig/begabt/hübsch/weise/mutig etc. sind. Sie müssen die Selbstfreundschaft so lange üben, bis Sie solche Freude an Ihrer eigenen Gesellschaft empfinden, dass diese sich nicht mehr einsam und leer anfühlt, sondern reich und heiter.
Das bedeutet aber auch, mit allem aufzuhören, das Ihnen nicht guttut. Falscher Partner, falsche Freunde, falsche Gewohnheiten: weg damit. In Ihrem Leben darf nur Platz haben, was Sie zum Lachen bringt und blühen lässt. Auch das ist ein Akt der Selbstliebe.