Massaker in Neuseeland - Kommentar von Johannes von Dohnanyi
Es geht um unseren Lebensstil

Das Massaker in Neuseeland zeigt die extremen Auswüchse einer Verunsicherung. Diese ist bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Publiziert: 17.03.2019 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 15:31 Uhr
Johannes von Dohnanyi, Auslandsredaktor
Foto: Parwez
Johannes von Dohnanyi

Dass terroristische Attacken ein Gefühl von Ohnmacht auslösen sollen, hat sich herumgesprochen. Jedes Medien-Bild vom Tatort, jeder Bericht erschütterter Augenzeugen verstärkt die Propaganda der Angreifer. Osama bin Ladens Leute kannten diesen Effekt, als sie die Flugzeuge am 11. September ins World Trade Center lenkten. Genauso wie der norwegische Massenmörder Anders Breivik oder der sogenannte Islamische Staat.

Und nun also Brenton Harrison Tarrant, der die Ermordung von 49 friedlich betenden Muslimen gleich selber in Echtzeit übers Internet verbreitete.

Das Gift der Verunsicherung hat gewirkt

Wäre es da nicht besser gewesen, dem Mörder von Christchurch zumindest den medialen Erfolg zu verwehren? Seine monströse Tat und sein hirnkrankes «Manifest» einfach kollektiv totzuschweigen?

Doch dafür ist es zu spät.

Das heimtückische Gift der Verunsicherung hat längst gewirkt. Die Angst vor «den anderen» ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Nicht nur in Weltuntergangszirkeln werden im Zusammenhang mit Flüchtlingsbewegungen die aberwitzigsten Verschwörungstheo­rien diskutiert. Wer Augen und Ohren offen hält, findet in beinahe jeder Runde Menschen, die bereit sind, den Wert des friedlichen Zusammenlebens ­aller Menschen in Frage zu stellen.

Wer weiss, dass rechtsextreme Nationalisten und verbrecherische weisse «Herrenmenschen» weltweit vernetzt operieren, sollte auch wissen, dass wir unseren modernen Lebensstil und die mit ihm verbundenen Freiheiten verteidigen müssen.
Mit Zähnen und Klauen.

Alle aktuellen Entwicklungen finden Sie in unserem Ticker.

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