Marktversagen führt zu Wohnungsnot
Verdichten, aber richtig

Man hat es geahnt: Verdichtung führt zu Verdrängung. Das belegt eine neue ETH-Studie. Jetzt muss der Bund flankierende Massnahmen ergreifen, fordert SonntagsBlick-Redaktor Peter Aeschlimann.
Publiziert: 19.03.2023 um 08:15 Uhr
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In Zürich West sind in den letzten Jahren viele teure Wohnungen gebaut worden.
Foto: Keystone
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Peter AeschlimannRedaktor

In 218 Tagen sind Wahlen. Die Wohnungsnot scheint als Wahlkampfthema gesetzt. Allein in der letzten Woche erschienen dazu 367 Artikel.

Ein Begriff taucht darin immer wieder auf: Verdichtung. Wenn wir zusammenrücken, hats mehr Platz für alle. Bürgerliche und Linke sind sich darin für einmal verblüffend einig.

Partycrasher spielt jetzt die ETH. In einer neuen Studie belegen Forscher, dass im Kanton Zürich Verdichtung zu Verdrängung führt. Arme, Ausländer und Alleinerziehende müssen weg, die neuen Mieterinnen und Mieter verdienen im Schnitt 3500 Franken mehr. Die Zahlen haben Sprengkraft. Für den 12. Mai hat Wirtschaftsminister Guy Parmelin zum runden Tisch geladen. Die Förderung von preisgünstigem Wohnraum steht in der Verfassung. Wenn dafür das Allheilmittel Verdichtung zum Zug kommen soll, gibt es nur einen vernünftigen Weg: Der Bund muss mit flankierenden Massnahmen dafür sorgen, dass der Gentrifizierung ein Riegel geschoben wird. Der freie Markt kann das Problem der Wohnungsnot nicht lösen. Das zeigt die ETH-Studie eindrücklich.

Was also bauen? Wohnraum, der die Bedürfnisse der Bevölkerung höher gewichtet als jene der Investoren: innovativere Grundrisse zu bezahlbaren Preisen. Das geht nur mit mehr gemeinnützigem Wohnraum. Solange aber dafür geeignete Areale an die Meistbietenden verkauft werden, gehen gemeinnützige Bauträger leer aus. Ist es Parmelin ernst, muss er sich für ein Vorkaufsrecht für Genossenschaften einsetzen.

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