Leuthards fliegender Wechsel
So ist nun mal die Schweiz

Wir leben in einem kleinen Land, mit begrenztem Talentepool und nur einer Handvoll Grossunternehmen. Dass man sich da kennt und gegenseitig abwirbt, liegt auf der Hand.
Publiziert: 03.03.2019 um 12:55 Uhr
Moritz Kaufmann
Moritz KaufmannWirtschaftsredaktor

Nicht einmal Doris Leuthard ist es recht. Dem Onlineportal Nau gestand sie, eine «Abkühlungsphase von vier bis sechs Monaten» wäre ideal gewesen. Nun soll sie schon im März – keine drei Monate nach ihrem Rücktritt aus dem Bundesrat – Coop-Verwaltungsrätin werden. Die Generalversammlung sei halt im Frühling, nicht im Herbst.

Bis Dezember war Leuthard Chefin von Swisscom-Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli. Weil der auch Coop-Präsident ist, konnte er den fliegenden Wechsel perfekt aufgleisen.

Als Bundesrätin beaufsichtigte Leuthard Geschäfte, die Coop zumindest streiften. So auch die Onlineplattform Siroop, die je zur Hälfte Swisscom und Coop gehörte. Loosli als Doppelpräsident hatte das Projekt massgeblich vorangetrieben.

Es endete im Desaster, unterm Strich resultierte letztes Jahr ein Verlust von 140 Millionen Franken, wie die «Handelszeitung» errechnete. Von Leuthard hörte man dazu nie ein Wort.

Ein Doppelpräsident, der die alt Bundesrätin dank seiner Kontakte innert kürzester Zeit an eines seiner Unternehmen bindet – so ganz appetitlich ist das nicht. Aber so ist die Schweiz nun mal: ein kleines Land mit begrenztem Talentepool und nur einer Handvoll Grossunternehmen. Dass man sich da kennt und gegenseitig abwirbt, liegt auf der Hand. Dass Loosli für sein Unternehmen nur die qualifiziertesten Leute will, nicht minder.

Bei uns sind die Wege kurz. Das hat viele Vorteile. Da kann man auch mal in Kauf nehmen, dass es unschöne Wechsel gibt.

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