Kopflose Agrarpolitik
Es braucht mehr Weitsicht

Blick-Redaktorin Vanessa Mistric findet, dass wir bewusster über die Landwirtschaft nachdenken sollten.
Publiziert: 10.03.2024 um 09:06 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2024 um 11:34 Uhr
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Die Politik forderte einst Tierwohlställe, die Bauern investierten, jetzt bleiben sie auf den Kosten sitzen.
Foto: Keystone
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Vanessa MistricRedaktorin

Hauptsache, im Fernsehen grast die Swissmilk-Werbekuh Lovely auf blühenden Wiesen. Wie es einer Kuh wirklich geht, die irgendwann in unserem Burger landet, wie oft sie Antibiotika bekommt, wie eng sie mit anderen zusammengepfercht lebt, ist doch egal.

Wenn das der Konsens ist, warum sagen wir es nicht so?

Wozu macht der Bund dann ein Tierwohlprogramm, das angeblich eine tiergerechtere Haltung unterstützt – aber alle, die freiwillig mitmachen, auf den Kosten sitzen lässt? Das der Bäuerin sagt, sie solle doch bitte ihren Stall umbauen, damit die Kühe etwas Sonne abbekommen und sich mehr bewegen können – wenn sie das Ganze schlussendlich aus eigener Tasche zahlen muss, weil die Bundesbeiträge den Mehraufwand nicht decken?

Wir müssen als Gesellschaft mehr Verantwortung übernehmen für das, was auf unserem Teller landet. Dazu braucht es nicht zwingend mehr Geld, sondern erst einmal eine ehrliche Debatte darüber, was genau wir eigentlich fördern wollen.

Zum Beispiel sollten wir uns fragen, ob es wirklich nötig ist, Schweizer Grossbetriebe, in denen Hühner auf engstem Raum zusammengepfercht Soja aus Brasilien fressen, mit Steuermitteln zu unterstützen.

Wäre das Geld nicht besser dort eingesetzt, wo Bauern messbar zur Biodiversität beitragen und mehr als nur ein Minimum für das Tierwohl tun, wie es Junglandwirte aktuell fordern? Statt zu fordern, aber nicht dafür zu bezahlen, sollten wir jetzt bei den Direktzahlungen die richtigen Prioritäten setzen.

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