Die SBB hatten keinen Schimmer: Einer ihrer bewaffneten Polizisten propagiert Gewalt gegen Ausländer und verehrt Adolf Hitler. Erst nachdem SonntagsBlick die Bahn mit dieser Recherche konfrontierte, nahmen die Verantwortlichen Abklärungen auf.
Die SBB beteuern, dass ihre Polizisten grundsätzlich einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen würden. Das wirft die Frage auf: Was genau wird da eigentlich unter die Lupe genommen? Das Facebook-Profil wohl kaum. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Mann dort über Jahre hinweg für alle einsehbar hetzen konnte – ohne jegliche Konsequenzen. Jeder angehende Lehrling weiss heutzutage: Bevor du dich für eine Stelle bewirbst, lösche heikle Fotos aus den sozialen Medien – denn der zukünftige Chef liest mit.
Bei Polizisten ist besondere Sensibilität angebracht
Die Sicherheitsbehörden müssen mehr als alle anderen Arbeitgeber dafür sorgen, dass sie vertrauenswürdige Leute anstellen. Insbesondere für die Gefahr von Rechtsextremen in den eigenen Reihen sollten sie sensibilisiert sein.
Polizeianwärter spiegeln in ihrer Zusammensetzung einen Querschnitt der Bevölkerung. Wenn dort ein Teil rechtsextreme Ansichten teilt, verhält es sich unter ihnen genauso. Doch der Beruf als bewaffneter Ordnungshüter ist für Personen mit autoritären Ansichten anziehender als der des Krankenpflegers oder des Floristen.
Hinzu kommt: Polizisten sind regelmässig mit Randgruppen der Gesellschaft konfrontiert, mit sozial Schwachen, unter denen sich nicht selten Migranten befinden. Werden solche Erfahrungen nicht aufgearbeitet, können sie in Ressentiments münden und rechte Tendenzen verstärken.
Nicht zuletzt fühlen sich Sicherheitskräfte auf der rechten Seite des politischen Spektrums meist eher angenommen. Von links werden sie traditionell mit einer gewissen Feindseligkeit betrachtet.
Vertrauen in Sicherheitsbehörden leidet
Daher muss es auch für die SBB selbstverständlich sein, dass sie sich genau anschauen, wie ihre Polizisten an der Front politisch ticken. Dazu gehört ein Blick auf das Facebook-Profil, was im Fall des Hitler-Fans offenbar versäumt wurde.
Bei militanten Fremdenfeinden kann es nur eine Richtschnur geben: Nulltoleranz. Und die Vorgesetzten sollten grundsätzlich dafür sorgen, dass die Beamten ihre Einsätze intern aufarbeiten können. Denn kaum jemand schadet dem Zusammenhalt der Gesellschaft so sehr wie Polizisten, die nicht alle gleich behandeln, sondern Vorurteile walten lassen – etwa aufgrund der Hautfarbe. Das zerstört Vertrauen. Vertrauen in die Sicherheitsbehörden aber ist ein zentraler Pfeiler unseres Rechtsstaats.
Und im schlimmsten Fall? Im schlimmsten Fall werden bewaffnete Polizisten mit rechtsextremen Gewaltfantasien zu einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit.