Rechtsextreme bei der Polizei
Es gilt Nulltoleranz

Die Bahnpolizei beschäftigt einen Neonazi. Das ist gefährlich, findet SonntagsBlick-Redaktor Fabian Eberhard. Für ihn ist klar: Der bewaffnete Sicherheitsdienst ist für Rechtsextreme anziehender als andere Berufe. Umso genauer müssen Polizeianwärter geprüft werden.
Publiziert: 28.04.2019 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2019 um 11:58 Uhr
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Fabian Eberhard, Reporter SonntagsBlick, über den Fall eines Hitler-Fans bei der Bahnpolizei.
Foto: Shane Wilkinson
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Die SBB hatten keinen Schimmer: Einer ihrer bewaffneten Polizisten propagiert Gewalt gegen Ausländer und verehrt Adolf Hitler. Erst nachdem SonntagsBlick die Bahn mit dieser Recherche konfrontierte, nahmen die Verantwortlichen Abklärungen auf.

Die SBB beteuern, dass ihre Polizisten grundsätzlich einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen würden. Das wirft die Frage auf: Was 
genau wird da eigentlich unter die Lupe genommen? Das Facebook-Profil wohl kaum. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Mann dort über Jahre hinweg für alle einsehbar hetzen konnte – ohne jegliche Konsequenzen. Jeder angehende Lehrling weiss heutzutage: Bevor du dich für eine Stelle bewirbst, lösche heikle Fotos aus den sozialen Medien – denn der zukünftige Chef liest mit.

Bei Polizisten ist besondere Sensibilität angebracht

Die Sicherheitsbehörden müssen mehr als alle anderen Arbeitgeber dafür sorgen, dass sie vertrauenswürdige Leute anstellen. Insbesondere für die Gefahr von Rechts­extremen in den eigenen Reihen sollten sie sensibilisiert sein.

Polizeianwärter spiegeln in ihrer Zusammensetzung einen Querschnitt der Bevölkerung. Wenn dort ein Teil rechtsextreme Ansichten teilt, verhält es sich unter ihnen genauso. Doch der Beruf als bewaffneter 
Ordnungshüter ist für Personen mit autoritären Ansichten anziehender als der des Krankenpflegers oder des Floristen.

Hinzu kommt: Polizisten sind 
regelmässig mit Randgruppen der Gesellschaft konfrontiert, mit sozial Schwachen, unter denen sich nicht selten Migranten befinden. Werden solche Erfahrungen nicht aufgearbeitet, können sie in Ressentiments münden und rechte Tendenzen verstärken.

Nicht zuletzt fühlen sich Sicherheitskräfte auf der rechten Seite des politischen Spektrums meist eher angenommen. Von links werden sie traditionell mit 
einer gewissen Feindseligkeit betrachtet.

Vertrauen in Sicherheitsbehörden leidet

Daher muss es auch für die SBB selbstverständlich sein, dass sie sich genau anschauen, wie ihre Polizisten an der Front politisch ticken. Dazu gehört ein Blick auf das Facebook-Profil, was im Fall des Hitler-Fans offenbar versäumt wurde.

Bei militanten Fremdenfeinden kann es nur eine Richtschnur geben: Nulltoleranz. Und die Vorgesetzten sollten grundsätzlich dafür sorgen, dass die Beamten ihre Einsätze 
intern aufarbeiten können. Denn kaum jemand schadet dem Zusammenhalt der Gesellschaft so sehr wie Polizisten, die nicht alle gleich behandeln, sondern Vorurteile 
walten lassen – etwa aufgrund der Hautfarbe. Das zerstört Vertrauen. Vertrauen in die Sicherheitsbehörden aber ist ein zentraler Pfeiler 
unseres Rechtsstaats.

Und im schlimmsten Fall? Im schlimmsten Fall werden bewaffnete Polizisten mit rechtsextremen Gewaltfantasien zu ­einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit.

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