Kein Politiker verliert gerne Abstimmungen. Auch SVP-Präsident Albert Rösti nicht. Problematisch wird es aber, wenn der Chef der grössten Partei nach einem verlorenen Urnengang jene Stimmbürger ins Visier nimmt, die sich doch tatsächlich trauten, seinen Empfehlungen nicht zu folgen. Im BLICK erklärte Rösti diese Woche, warum ihn das Nein zur Kürzung der Sozialhilfe im Kanton Bern stört: «Die linke Stadt hat die ländlichen Gebiete, in denen hart gearbeitet wird, überstimmt.»
Was genau meint Rösti damit? Dass in der Stadt Bern nicht gearbeitet wird? Die Finanzströme zwischen den Gemeinden im Kanton zeigen ein anderes Bild: Die Stadt überweist jährlich Millionen in die ländlichen Gegenden.
Selbst wenn dem nicht so wäre: Was bedeutet Röstis Bern-Prügel in der Konsequenz? Dass wirtschaftlich schwächere Regionen gefälligst den «hart arbeitenden» zu gehorchen haben? In diesem Fall dürfen sich die Geberkantone des Finanzausgleichs freuen, die Jahr für Jahr mit mässiger Begeisterung dem Berner Bären unter die Arme greifen. Sie haben in Albert Rösti aus dem Berner Oberland einen neuen Mitstreiter gefunden.