In unserer Zeit herrscht eine Jugendmode, die – oh mein Gott! – unüberhörbar ist.
KV-Stifte im Tram, Lehrlinge im Ausgang, Gymi-Schüler im Burger-Laden: Wo immer man unfreiwillig mithören muss, schleicht sich – oh mein Gott! – dieses furchtbare «Oh mein Gott!» ein.
So unkontrollierbar wie Aknepickel auf einem Teenagergesicht durchdringt diese Floskel – oh mein Gott! – die Sprache der Jungen. Neuerdings kommt sogar der Fünfjährige aus dem ersten Chindsgi und erzählt, dass sie – oh mein Gott! – in der Turnhalle die Garderobe mit Erstklässlern teilen mussten. Oh mein Gott!
Woher kommt diese neue Gottesfurcht? Ist es die Generation Youporn, die diese Floskel den – oh my God! – schweinischen Filmchen entlehnt hat? Oder schlummert da – oh mein Gott! – eine Sehnsucht nach überirdischer Lenkung?
Ist es gar ein später Sieg René Descartes’ über Friedrich Nietzsche? Offenkundig zieht der Nachwuchs – oh mein Gott! – die cartesianische Gottesgewissheit dem deutschen Denker vor, der doch einst befand, dass Gott eine «viel zu extreme Hypothese» sei. Das sehen die heutigen Youngsters anders. Oh mein Gott!