Nachschlag von Fibo Deutsch
Lieber hüüle als weine

Publiziert: 03.11.2018 um 23:42 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2018 um 23:43 Uhr
Fibo Deutsch
Fibo DeutschJournalist

Wir Schweizer – und natürlich auch die Schweizerinnen, sie vielleicht noch mehr – sind etwas Besonderes. Wenn wir uns ganz fest emotional, mit Herz und Gefühl ausdrücken wollen, flüchten wir uns in die Mundart und meiden die Sprache der Dichter und Denker, das Hochdeutsche. «Weine nicht, kleine Eva ...», sangen wir bei den Flippers ohne Zögern mit.

Aber keiner von uns sagt: «Ich han im Kino gweint.» Tut er es doch, entlarvt er sich als Zugereister. Wenn sich Weinen nicht vermeiden lässt, gestehen wir: «Ich han müesse hüüle.» (Was es mit dem Tränenvergiessen auf sich hat, beschreibt meine Kollegin Alexandra Fitz in vielen Facetten heute im Magazin.)

Mundart ist eine Art Schutzschicht für unsere Gefühle. Sie hält Fremdes von unseren intimen Regungen fern. Das gilt auch für die tiefste unserer Empfindungen, die Liebe.

«Ich liebe dich» auf Schweizerdeutsch klingt irgendwie gestelzt. Wenns «gräblet im Buuch» und im Herzen summt, ist ein hingehauchtes «Ich ha di gärn» die wohl häufigste und halt so typisch schweizerische Liebeserklärung.

Richtige Mund-Art.

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