Von Katia Murmann
Post aus dem Chindsgi, ein Brief der städtischen Schulgesundheitsdienste. Thema ist das Frühstück. Weil heute immer weniger Eltern fähig oder willens seien, ihre Kinder am Morgen zu verköstigen.
Die Schulgesundheitsdienste zeigen «Frühstücksvarianten» auf. Meinen fünfjährigen Sohn könnte ich mit Fladenbrot und Salat überraschen. Das Bild zeigt einen Teller voller Tomaten- und Gurkenschnitze, garniert mit Oliven, Petersilie, Zwiebelringen und Olivenöl. Wie viel Nachholbedarf in Sachen Frühstück ich tatsächlich habe, zeigt mir der Vorschlag «Gallo pinto» aus Nicaragua: Reis, schwarze Bohnen, Rührei, etwas Avocado und eine gebratene Kochbanane.
Wie lange kocht man daran wohl? Die Schulgesundheitsdienste raten freundlicherweise: «Eine Viertelstunde früher aufstehen beugt Stress bei allen Familienmitgliedern vor.»
Der Frühstücksbrief ist gut gemeint. Aber er schiesst über das Ziel hinaus. Bei so viel Perfektion kommen Versagensängste auf. Manch eine Mutter mag denken: Wenn die das so gut können, schicke ich mein Kind besser gleich in den Frühstückshort.