Heute vor einer Woche hat mein Schulfreund geheiratet. Aufgekratzt nervös betrat das Paar das Standesamt, einen langen Moment später verliessen die beiden es in überquellender Freude. Sie wurden mit Blüten, Girlanden und Herzlichkeit empfangen.
Als die Frischvermählten anderntags in einer Zeremonie vor Freunden, Freundinnen und Familie bekannten, warum sie füreinander die Liebe des Lebens sind, was sie einander bedeuten, wie sie sich guttun und auch in schlechten Zeiten gemeinsam das Beste anstreben – da kamen mir Tränen der Rührung, des Mit-Glücks. Sie streiften sich die Ringe über, mit dem Willen und dem Wunsch, dass diese sie eine Ewigkeit lang begleiten mögen. Die Hochzeitsparty in einem Gutshaus auf dem Land war dann fulminant und innig.
Als ich mich nach zwei Tagen Feierlichkeiten verabschiedete, verabschiedete ich mich von zwei sehr, sehr glücklichen Menschen.
Gibt es Argumente gegen die Liebe?
Mein Schulfreund hat seinen Lebenspartner geheiratet. Nun sind sie offiziell Mann und Mann. Es geschah an ihrem Wohnort Berlin.
Ihr Glück, meine Rührung – in der Schweiz wäre dies nicht möglich gewesen. Ist es aber hoffentlich bald. Sofern am 26. September die Ehe für alle angenommen wird.
Mehrmals während der Feierlichkeiten habe ich darüber nachgedacht, ob es einen einleuchtenden Grund gibt, warum der Staat meinen homosexuellen Schulfreund anders behandeln sollte als mich, der eine Frau geheiratet hat. Ob es ein Argument gibt, das man ernsthaft gegen zwei Liebende vorbringen kann. Mir ist kein einziger Grund eingefallen und kein einziges Argument.
Versteinerte Herzen, überhebliche Werte
Schwulenhasser, Lesbenverachterinnen und anderswie durch Intoleranz Verhärmte müssen selber mit ihren versteinerten Herzen klarkommen. Konservative werden weiterhin eisern an ihrer Mann-Frau-heile-Welt-Ordnung festhalten, ohne sich zu fragen, warum ihre Werte wertvoller sein sollen als die der Nachbarstochter oder des alten Schulfreunds.
Alle andern jedoch mögen bitte ihre allfällige Trägheit oder Vergesslichkeit überwinden und das Stimmcouvert pünktlich einwerfen. Ein Ja, damit Menschen zu Menschen Ja sagen können.