Kommentar zum Medienpaket
Eine überlebenswichtige Übergangslösung

Medienvielfalt ist zentral für unser Land und unsere Demokratie. Deshalb muss sie gestärkt werden. Das Medienpaket, über das wir am 13. Februar abstimmen, leistet einen entscheidenden Beitrag dazu.
Publiziert: 03.02.2022 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2022 um 09:42 Uhr
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Ladina HeimgartnerHead of Global Media & CEO Blick-Gruppe

Geht es um die Abstimmungsvorlage zum Medienpaket, stehen für einmal nicht Parteien und Verbände im Zentrum der Debatte. Es ist eine kleine Gruppe von Verlegern und Journalisten, die sich verbündet haben, um das Paket zu stürzen. Dabei setzen sie in fast schon selbstverständlicher Manier ihre eigenen Medienkanäle systematisch als strategisches PR-Instrument ein, sorgen sich aber zugleich angeblich um die Unabhängigkeit der anderen Medien, falls zusätzliche Bundesmittel fliessen.

Erstaunlich, wie schlecht die Herren ihre eigene Zunft kennen!

Sonst wüssten sie: Echter Journalismus ist nie nur Beruf, sondern immer auch Berufung. Journalistinnen und Journalisten sind im Wissen um ihre Verantwortung der Gesellschaft und der Wahrheit verpflichtet. Es geht ihnen darum, Fakten ans Licht zu bringen und einzuordnen, damit sich die Leserinnen, Zuschauer, User ihre eigene Meinung bilden können. An diesen Werten orientieren sich die allermeisten Redaktionen.

Tech-Giganten schnappen sich Werbeeinnahmen

In der Ausgestaltung unterscheiden sich die Titel natürlich: Der Blick ist etwas knalliger und nahe bei den Menschen, die «NZZ» hat einen nüchternen Stil, die «Engadiner Post» stellt das Lokale in den Mittelpunkt. Diese Medienvielfalt bereichert die Schweiz. Genau diese Vielfalt will das Medienpaket stärken.

«Internationale Tech-Giganten ziehen im grossen Stil Werbung ab, die früher in Schweizer Zeitungen und Zeitschriften geschaltet wurde.»
Foto: Thomas Meier

Denn wir befinden uns in einer kritischen Phase der Mediengeschichte. Rein ökonomisch betrachtet müssten die Medienhäuser viele Zeitungen und Zeitschriften eindampfen, weil sie längst nicht mehr wirklich rentabel sind.

Internationale Tech-Giganten wie Google, Facebook und Co. ziehen im grossen Stil Werbung ab, die früher in Schweizer Zeitungen und Zeitschriften geschaltet wurde.

Gleichzeitig schätzen es nach wie vor viele Menschen, wenn sie Nachrichten aus ihrer Region, der Schweiz und der Welt auf Papier lesen können. Daher drucken und vertreiben die Verlage weiterhin Zeitungen und Zeitschriften. Doch damit fehlen ihnen die Mittel für den Ausbau digitaler Angebote.

Dorfplatz für den demokratischen Austausch

Hier setzt das Medienpaket an: Die auf sieben Jahre befristete Förderung sorgt via Vergünstigung der Post-Tarife dafür, dass die Zeitungen auch weiterhin im Briefkasten landen. Auch Blick würde profitieren. Doch das Gesetz unterstützt insbesondere die kleineren und mittleren Medien dabei, sich fit zu machen für die digitale Zukunft.

Eine vielfältige Medienlandschaft widerspiegelt unser Land in all seinen Facetten. Sie ist der Dorfplatz für unseren demokratischen Austausch. Dieser Vielfalt wollen wir Sorge tragen. Das Medienpaket leistet einen überlebenswichtigen Beitrag dazu.

Ladina Heimgartner ist CEO der Blick-Gruppe und Mitglied des Group Executive Board von Ringier.

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