Kommentar zu den Wahlen in Frankreich
Jetzt muss Macron in die Gänge kommen

Le Pen geschlagen, Macron gefordert: Der bisherige Präsident Frankreichs ist auch der künftige. Aber um die politischen Extreme zu stoppen, muss er mehr bieten als bloss Weitermachen.
Publiziert: 24.04.2022 um 20:43 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2022 um 07:53 Uhr
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Emmanuel Macron bleibt Staatspräsident in Frankreich.
Foto: DUKAS
Michel Jeanneret, Chefredaktor Blick Romandie

Frankreich ist nicht die USA. Das wissen wir, seit der Trump-Klon Éric Zemmour in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen eine Schlappe erlitten hat. Nun wissen wir auch, dass Frankreich – so desillusioniert es sein mag – nicht bereit ist, sich auf das Abenteuer des Populismus à la Le Pen einzulassen. Die extreme Rechte ist zwar wohl noch nicht an ihre Grenzen gestossen, aber zumindest ist es ihre Vertreterin, die nun vermutlich ihre letzte Karte ausgespielt hat.

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Um die Extreme zu bremsen, muss Emmanuel Macron jetzt beweisen, dass die Bewegung La République en Marche, die er 2016 gegründet hat, mehr als ein Slogan ist. Jetzt hat der Präsident weitere fünf Jahre Zeit, um die Republik wirklich in Gang zu bringen. Dafür muss er seinen Versprechen an die Franzosen Taten folgen lassen. Zuvorderst stehen die Verbesserung der Kaufkraft und die umstrittene Rentenreform.

Grüne und liberale Revolution – geht das?

Besonders interessant aus Schweizer Sicht: Um die Jugend, die sich um den Linken Jean-Luc Mélenchon schart, auf seine Seite zu ziehen und um sein Versagen im Bereich der Ökologie auszumerzen, hat Macron eine grüne und liberale Revolution angekündigt, die die Marktwirtschaft ankurbeln soll. Ist dieses Versprechen, für das in der Schweiz seit 15 Jahren die Grünliberalen stehen, realistisch? Oder ist Wachstumspolitik unvereinbar mit dem Wohlergehen des Planeten? Frankreich könnte zum Testfall werden, ob der Widerstreit der verschiedenen Strömungen überwindbar ist.

Wird Macron nun vorwärtsmachen und Frankreich «en marche» bringen? Sehr gut möglich. Denn man kann sich auf eine Gewissheit verlassen, fast schon eine Garantie: das sehr grosse Ego des Präsidenten.

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