Es tut weh. Wirklich. Und ich bin nicht mal ein Aktiver, sondern nur ein Passiver. Nur einer von jenen Fasnächtlern, die eine Blaggette – die offizielle Fasnachtsbrosche – kaufen und dann zuschauen. Ich muss jetzt darauf verzichten.
Aber die aktiven Fasnächtler trifft der Entscheid, den es so das letzte Mal im Zweiten Weltkrieg gab, beinhart. Das sind Leute, die nicht nur Wochen und Monate an Vorbereitung investiert haben, sondern nicht selten auch Tausende von Franken.
Heerscharen von Tambouren und Pfyffern, Guggemusikern und Wagen-Cliquen wurden mit neuen Kostümen, Larven oder Wagenbauten ausgestattet. Das meiste ist für die Katz, denn die Fasnacht ist aktuell. Die Sujets sind nächstes Jahr überholt. Die weltberühmten Laternen, die man nach dem Morgestraich in jeder Nachrichtensendung sieht, werden auf einen Schlag zu Museumsstücken. Ich nehme an, sie werden später mal ausgestellt – aber wen interessiert das noch, im April, im Mai?
Den meisten Fasnächtlern wird erst am Montag so richtig klar werden, was ihnen 2020 abhanden geht. Ich selber lebe in Zürich und kann der plötzlich ganz normal halb leeren Rheinstadt fernbleiben. Aber ich frage mich, was die Basler machen. Verreisen? Sich im Baselbiet ins Elend trinken? Zu Hause sitzen und 24 Stunden Netflix schauen?
Wahrscheinlich werden sich viele von ihnen in Restaurants oder Cliquenkeller zurückziehen, vielleicht mit einigen Schnitzelbänggen. Das sind dann schnell ein paar Hundert Menschen. Auf einem Haufen. Dicht nebeneinander. Im Warmen. Ob das im Sinn des Bundesamtes für Gesundheit ist?
Zivilen Ungehorsam wird es kaum geben. Basler Fasnächtler sind brav. Sie wissen auch, dass sie vor allem Pech haben und dass der Bundesrat in der gegenwärtigen Situation kaum anders handeln konnte. Denn wenn es in der Woche nach der Fasnacht in Basel Dutzende Neuansteckungen gäbe, wären die Vorwürfe an die Behörden heftig.
Wir Heimweh-Basler und Orts-Basler wissen: Das gebrochene Herz über eine verpasste Fasnacht überlebt jeder. Aber eine Coronavirus-Infektion vielleicht nicht.