Editorial von SonntagsBlick-Chefredaktor Gieri Cavelty
Jetzt schlägt die Stunde der Klima-Bauern

Es gibt Leute, die halten die Klimajugend für alarmistisch. Das Gegenteil stimmt: Wider alle Statistiken glaubt die Klimajugend, dass sich zumindest der Totalkollaps des Ökosystems abwenden lässt. Jetzt tritt als Verbündeter der Jugend der Schweizer Bauer auf den Plan.
Publiziert: 30.11.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2019 um 20:56 Uhr
Gieri Cavelty, Chefredaktor SonntagsBlick
Foto: Paul Seewer

Was für einen Knorz erleben wir derzeit mit dem einen grünen Bundesrat. Dabei muss die ganze Landesregierung jetzt grün denken und handeln!

Am Dienstag veröffentlichte das Umweltprogramm der Uno diese Schreckensmeldung: Die Menschheit produziert Jahr für Jahr mehr Kohlendioxid. Geht das so weiter, erhitzt sich die Atmosphäre bis Ende des Jahrhunderts um mehr als drei Grad. Die Wissenschaft prophezeit uns aber schon bei einem Plus von zwei Grad die Hölle auf Erden.

Wie schwere Alkoholiker torkeln wir durch die Welt­geschichte. Nach dem achten Schnaps schwören wir, für
immer mit dem Trinken aufzuhören. Und schenken uns gleich noch einen ein.

Die Schweiz säuft mit. Das 2011 beschlossene CO2-Gesetz schreibt vor: Bis 2020 soll unser Land ein Fünftel weniger Treib­hausgase ausstossen als 1990. Die Frist läuft Ende Monat ab, doch selbst dieses bescheidene Reduktionsziel werden wir verfehlen.

Es gibt ja Leute, welche die Klimajugend für alarmistisch bis hysterisch halten. Das Gegenteil ist wahr: Wider sämtliche Trends und Statistiken glaubt die Klimajugend, dass sich zumindest der totale Kollaps unseres Ökosystems noch abwenden lässt.

Erfreulicherweise sind die Jungen mit diesem Optimismus nicht allein. Vonnöten ist nun aber – um mit dem 74-jährigen US-Ökonomen Jeremy Rifkin zu sprechen – ein «Wandel unserer Weltwirtschaft, unserer Gesellschaft, ja unserer Lebensart in einem Umfang, der in der Menschheitsgeschichte beispiellos ist». Innerhalb von 15 Jahren, sagt Rifkin, müssen die fossilen Treib- und Brennstoffe, müssen Benzin und Heizöl durch Solarenergie ersetzt werden.

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Für einen solchen Kraftakt braucht es alle und jeden, es braucht eine grüne Politik.

Dass es hier keineswegs um eine Frage von Weltanschauung oder Parteibuch geht, zeigt der folgende Umstand: Damit die Energiewende gelingt, braucht es unter anderem eine Berufsgruppe, die heute oft als Klimasünder am Pranger steht – es sind die Schweizer Bauern. In der Energiestrategie, die das Departement von Bundesrätin
Simonetta Sommaruga derzeit ausarbeitet, spielen sie eine wichtige Rolle.

Bauern verfügen über grosse Flächen, auf die sich Fotovoltaikanlagen hinpflanzen lassen. Dabei brauchen sie selber verhältnismässig wenig Strom. Das macht die Landwirte zu idealen Stromwirten.

Vielleicht kennen Sie diese alte Parabel aus dem Orient: Ein Bauer hört die Leute über einen Diamantenschatz reden. Er verkauft seinen Hof und zieht in die Ferne, um den Schatz zu finden. Leider bleibt er glücklos, verarmt und stirbt. Stattdessen stösst der neue Besitzer des Bauernhofs an Ort und Stelle auf eine Diamantenmine.

Unseren Bauern wäre es zu gönnen, wenn sie zu kleinen Strombaronen würden. Solange es nur einen breiten gesellschaftlichen Konsens für die Energiewende gibt.

Und solange die Energie­wende nur endlich in Angriff genommen wird!

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