Judenhass ist in Deutschland wieder salonfähig. Der letzte Antisemitismusbericht der Regierung kommt zum Schluss, dass einzelne antisemitische Äusserungen weit verbreitet sind. Zum Beispiel der Ruf nach einem «Schlussstrich» unter die Vorgänge im Dritten Reich. In dieser Forderung schwingt eine für den Antisemitismus typische Umkehrung mit – Täter werden zu Opfern, Opfer zu Tätern.
Auch die rechtspopulistische AfD stösst seit Jahren in dieses Horn. Jetzt wehrt sich die Partei dagegen, sie habe den Nährboden für die Attacke auf eine Synagoge in Halle bereitet, bei der diese Woche zwei Menschen ermordet wurden. Das seien «haltlose Diffamierungen» und «Verleumdungen», sagte Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag. Parteichef Alexander Gauland sprach von «uneingeschränkter Solidarität» der AfD mit der jüdischen Gemeinschaft in ganz Deutschland.
Dabei war es Gauland, der «Hitler und die Nazis» vor wenigen Monaten als «Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte» verharmlost hat.
Und dann gibt es noch immer den thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke. Unlängst brach Höcke ein Interview mit dem ZDF ab. Der Journalist hatte ihm zu Beginn ein Video gezeigt. Darin wurden Abgeordneten der AfD im Bundestag Zitate von Höcke vorgelegt, und sie wurden gefragt: «Ist das aus ‹Mein Kampf› oder von Herrn Höcke?» Höckes Parteikollegen konnten den Unterschied nicht benennen.