Für einmal war SRF-Moderatorin Angélique Beldner (44) selbst Thema einer Sendung. In einer Dokumentation, die diese Woche ausgestrahlt wurde, beschäftigt sich die Bernerin mit dem Rassismus, den sie aufgrund ihrer Hautfarbe in der Schweiz erlebt.
Es sind groteske, schmerzliche Szenen. Etwa jene, in der eine enge Bezugsperson darauf besteht, eine populäre Süssspeise weiter mit ihrem früher üblichen rassistischen Namen zu bezeichnen, obwohl ihr Beldner sagt, dass der Begriff für sie verletzend sei und sie als Kind damit beschimpft wurde.
Oder als eine Gruppe von Männern diskutiert, was an dem N-Wort so schlimm sein soll und ob sie auch Beldner damit benennen würden (ja, kommen sie zum Schluss).
Noch schockierender ist nur der Herr, der Beldner mit offenbar fehlendem Gefühl für angemessene Distanz schon fast körperlich belästigt – und ihr erzählen will, es gebe im Berner Oberland keine Rassendiskriminierung, während er mit problematischen Begriffen und Vorurteilen nur so um sich wirft.
Die Sendung zeigt: Wir weissen Schweizer haben aus der «Black Lives Matter»-Diskussion gar nichts gelernt.
Noch immer verleugnen wir, wie tief der Rassismus in unserer Gesellschaft, in unseren Denkmustern und unserem Sprachgebrauch verankert ist. Noch immer setzen wir unsere Gewohnheiten über die Gefühle von Betroffenen. Und noch immer sind wir nicht bereit, ihnen wirklich zuzuhören.
Das muss sich endlich ändern. Denn dass 2020 noch immer solche Szenen dokumentiert werden, ist ein Armutszeugnis.