Das meint BLICK zur Millionen-Beteiligung von Philip Morris am Schweizer Expo-Pavillon
Die Schweiz als Fumoir der Profiteure

Die Schweiz lässt sich für 1,8 Millionen Franken von Tabak-Multi Philip Morris den Pavillon an der Expo 2020 in Dubai sponsern. Ein weiteres Beispiel für die moralische Verrohung des Bundesrats. Kommentar von BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich.
Publiziert: 22.07.2019 um 22:57 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2019 um 15:37 Uhr
Andreas Dietrich, Chefredaktor BLICK.
Andreas Dietrich

Ich bin ein guter Kunde von Philip Morris. Früher habe ich gewöhnliche Zigaretten geraucht, heute ziehe ich an Iqos. Das sind jene hoffentlich weniger schädlichen E-Zigaretten, die im Schweizer Expo-Pavillon in Dubai beworben werden sollen. Als Privatperson habe ich weiss Gott nichts gegen meinen Tabak-Lieferanten.

Als Bürger aber habe ich ein massives Problem, wenn die Behörden sich von dem Konzern sponsern lassen. Das Problem liegt nicht beim Privatunternehmen, das selbstverständlich seine Interessen verfolgen darf. Es liegt beim Bundesrat, der nicht mehr weiss, was die Interessen des Landes sind.

Es ist mehr als unbedarft

Wie unsensibel kann man sein, einen solchen Deal zu schliessen? Wie unbedarft zu meinen, das fliege einem nicht als Image-Desaster um die Ohren?

Unbedarftheit wäre zu verkraften. Leider steckt mehr dahinter. Es ist die zunehmende moralische Verrohung des Bundesrats. Er hat die Schweiz in letzter Zeit immer näher dorthin positioniert, wo Kritiker sie längst sehen: in die Schmuddelecke. Die Schweiz als Fumoir der scheinheiligen Profiteure, die ihre Werte flexibel halten, sobald ein Geschäft zu machen ist.

Waffenexporte, Saudi-Kniefall

Die Schweiz ist Hüterin der Genfer Konventionen, die humanitäre Tradition gehört zum Selbstbild – aber nur massiver Druck konnte den Bundesrat davon abhalten, das Waffenexportverbot für Bürgerkriegsländer aufzuheben.

IKRK-Gründer Henri Dunant wird bei jeder Gelegenheit als einer der grössten Schweizer präsentiert – aber als es nach der bestialischen Ermordung von Regimekritiker Jamal Kashoggi die lukrativen Beziehungen zu den Unrechts-Saudis zu normalisieren galt, standen wir vorne an.

Wertschöpfung statt Werte

Und jetzt: Von der Uno-Stadt Genf aus bekämpft die Weltgesundheitsorganisation WHO den Tabakmissbrauch – und die Schweiz lässt sich vom grössten Tabakmulti der Welt ihren Selbstdarstellungspavillon mitfinanzieren. Der Sponsor darf im Gegenzug, so ists ausdrücklich festgehalten, sein Image mit jenem der offiziellen Schweiz polieren.

Das Image der offiziellen Schweiz? Noch zahlt jemand dafür, etwas davon abzubekommen. Doch wenn der Bundesrat weiter unsere Werte der Wertschöpfung opfert: dann kann man den Ruf des Landes rauchen.

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