Noch nie haben Tourismusregionen, Weltcupveranstalter und Skifans derart gebannt nach Sölden geschaut wie an diesem Wochenende. Der Weltcupstart in der Blase auf dem Rettenbachgletscher ist der erste zaghafte Schritt in den Skiwinter. In einen Winter voller Fragezeichen.
Zwischen Sölden und Ischgl liegen rund 50 Kilometer. Und Ischgl ist zum Synonym für Corona geworden. Zum Mahnmal einer Pandemie, die die Welt derzeit wieder in Atem hält. Das Skifahren, vor allem das Après-Ski, ist längst als Hort des Bösen, als «Superspreader-Event» ausgemacht.
Dass wohl sämtliche Rennen ohne Zuschauer stattfinden, ist klar. Das haben auch die Veranstalter des Weltcupfinals in Lenzerheide und der Rennen am Lauberhorn bekannt gegeben. Aber gibt es diesen Weltcupfinal überhaupt? Findet die WM in Cortina statt? Werden wir einen einigermassen normalen Skiwinter erleben?
Der Auftakt in Sölden wird nicht alle Fragen beantworten. Es sei denn, er wird zum Superspreader-Event. Dann droht eine Absagenflut. Auch mit Folgen für viele Freizeitskifahrer. Es wäre fatal. Für den Sport, für den Tourismus, für das ganze Alpengebiet.
Und sportlich?Die Schweiz ist vom Jäger zum Gejagten geworden. Dreissig Jahre lang ist man dem Erzrivalen Österreich hinterhergehechelt. Jetzt sind wir wieder Skination Nummer 1. Nicht zuletzt, weil aus der einstigen Sorgendisziplin Riesenslalom wieder eine Paradedisziplin geworden ist.
Sowohl bei den Frauen (Holdener, Gisin, Gut-Behrami) wie bei den Männern (Odermatt, Meillard, Gino Caviezel) hatten wir im letzten Winter drei unter den Top 14 im Riesenslalom-Weltcup. Mit – vor allem bei den Männern – grossem Potenzial nach oben.
Aber eben:Die Resultate sind derzeit zweitrangig. Weit wichtiger und für diesen Skiwinter entscheidend wird sein, dass alle gesund aus Tirol zurückkehren.
«Es geht ums Überleben», sagt FIS-Renndirektor Markus Waldner. In jeder Beziehung.