Wie soll man als Trainer Erfahrung sammeln, wenn die fehlende Erfahrung der Grund für die letzte Job-Absage ist? Irgendwie ein Teufelskreis. Der HCD traut Schweizer Nachwuchstrainern offenbar nicht zu, die Mannschaft wieder auf Vordermann zu bringen.
Das ist die Aussage, die bei der Verpflichtung von Harijs Vitolins (50) im Subtext mitschwingt. Thierry Paterlini, Christian «Volvo» Wohlwend oder Reto Von Arx wird die Verantwortung über den Schweizer Nachwuchs im Elite-Bereich (U18, U20) zugemutet – aber für eine Klubmannschaft reicht es dann doch nicht. Aber sind diese Aufgaben nicht genauso verantwortungsvoll wie der Trainerposten bei einer Profimannschaft?
Um ganz klar Stellung zu beziehen: Der Chronist ist nicht auf dem Kriegspfad gegen Harijs Vitolins (dazu besteht keine Veranlassung) – aber er spricht sich entschieden für eine Berücksichtigung von Paterlini, Von Arx oder Wohlwend aus.
Der Entscheid von Davos hat Signalwirkung. Nämlich die, dass Schweizer Trainern im Profibereich nichts (oder nicht viel) zugetraut wird (das Beispiel Ambri folgt später). Dabei geht es nicht um den Stallgeruch allein – «Swissness» ist ohne Qualitätsnachweis ein Muster ohne Wert (und ein dämlicher Begriff obendrein).
Aber Thierry Paterlini und Reto Von Arx beispielsweise stellen ihre Fähigkeiten bei den U18-Junioren unter Beweis, da wird eindeutig Qualitätsarbeit abgeliefert. Natürlich lässt sich das Prinzip, das in (jetzt kommts) Ambri mit Paolo Duca und Luca Cereda verfolgt wird, nicht eins zu eins nach Davos übertragen.
Ambri wählte diesen Weg, nachdem der Ligaerhalt gesichert war, der HCD hat diese Hürde noch vor sich. Aber wann, frage ich Sie, ist dann der richtige Zeitpunkt gekommen, um einem Schweizer das Vertrauen auszusprechen? Nur dann, wenn alles glatt läuft? Ein Trainer, egal welcher Herkunft, muss jederzeit in der Lage sein, eine Krise zu meistern. Das letzte Wort? Wer im Bürostuhl sitzt, kann leicht behaupten, alles besser zu wissen.