Fast die Hälfte aller in der Schweiz untersuchten Arten ist in einer bedrohlichen Situation. Das sagt unter anderem die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz. Markus Ritter weiss es besser. Der Mitte-Nationalrat und Präsident des Schweizer Bauernverbands sagt zum «Tages-Anzeiger»: «Eine Biodiversitätskrise kann ich nicht erkennen.»
Leider hört die Biodiversitätskrise nicht auf zu existieren, nur weil ein Bauernpräsident sie leugnet. Aber was zählt schon der wissenschaftliche Konsens, wen interessieren all die aufwendigen Studien, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Artenschwund nachgewiesen haben – wenn es so einfach ist, mit einer Gegenthese Aufmerksamkeit zu erlangen.
Ritter hat es geschafft: Wir reden über seinen Kampf gegen die Biodiversitäts-Initiative, regen uns auf oder finden seine Position sympathisch. Das ist gut. Die Demokratie lebt von der Debatte. Doch nur, wenn die Debattierenden bei der Wahrheit bleiben.
Der Bauernverband verfasst interessanterweise seit Jahren Infobroschüren zum Artenrückgang. Dort steht etwa: «Weltweite Studien belegen, dass die Biodiversität abnimmt. Davon ist auch die Schweiz nicht ausgenommen.» Man nehme das Problem ernst, mehr Ökoflächen seien aber nicht die Lösung.
Gut, lieber Bauernverband, und die Augen vor den Fakten zu verschliessen, ist das jetzt die neue Lösung?