Kommentar zum letzten «Tatort» aus Luzern
SRF muss endlich in der Neuzeit ankommen

Heute Sonntagabend läuft der letzte «Tatort» aus Luzern («Der Elefant im Raum», SRF 1, 20.05 Uhr). Die finale Episode zeigt in ihren Stärken und Schwächen exemplarisch, wohin die Reise für die SRF-Produktionen in der Kult-Krimireihe führen sollte.
Publiziert: 27.10.2019 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2019 um 14:40 Uhr
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People-Redaktor Jean-Claude Galli.
Jean-Claude Galli

Dass der Luzerner «Tatort» in beinahe zehn Jahren nie richtig in die Gänge kam, basierte auf einem eklatanten Missverständnis. Ein Missverständnis, das heute im letzten Fall «Der Elefant im Raum» noch einmal grell aufscheint: Das Schweizer Fernsehen verwechselte den sonntäglichen Krimiabend mit einer antiquierten, beinahe schon naiven Lektion in Sozial- und Gesellschaftskritik.

Entsprechend kamen die bestellten Drehbücher daher: Böse Mächtige – heute Abend ein korrupter Regierungsrat aus dem bürgerlichen Lager – werden zur Strecke gebracht. Der biedere, prollige Ermittler – Haute Cuisine und Tischmanieren sind ihm ein Graus – fungiert dabei als Mischung aus Anwalt und Lehrer, der die guten und schlechten Schüler lobt und bestraft. Jegliches ­Eigenleben geht ihm ab, er ist ein blosser, dialogschwerer Protokollführer. Und der Fall ein abgefilmtes Theaterstück.

Auch formal ist das SRF stehen geblieben, irgendwo in den 1980er-Jahren und beim abgedroschenen Whodunit-Konstrukt. Doch die profane Suche nach dem Täter und seinem Motiv allein reicht schon lange nicht mehr für einen Spannungsbogen in Spielfilmlänge. Gewagte deutsche Experimente wie die Folge «Angriff auf Wache 08» aus Wiesbaden vom letzten Sonntag sorgen immer wieder für rote Köpfe und Diskus­sionsstoff. Bei Reto Flückiger und seinen Fällen hingegen blieb es meistens verdächtig ruhig.

Seinen Zürcher Nachfolgerinnen, Carol Schuler und Anna Pieri, wünschen wir genau dieses: Mehr Pfeffer, mehr Kurzschluss, mehr Achterbahn und Angriff.

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