Elf Tage nach ihrer Wahl in den Zürcher Kantonsrat gibt GLP-Politikerin Isabel Garcia den sofortigen Wechsel zur FDP bekannt. Begründung: Sie und ihre Partei hätten sich auseinandergelebt.
Dass sich Politiker von der eigenen Partei entfremden, kommt immer wieder vor. Problematisch ist in diesem Fall der Zeitpunkt. Wenn sich Garcia mit ihrer Partei nicht mehr identifizieren kann, muss ihr das vor der Wahl bewusst gewesen sein. Nun sieht es so aus, als ob sie von ihrem Label als GLP-Politikerin profitieren wollte, um gewählt zu werden. Als FDP-Politikerin hätte sie in ihrem Wahlkreis kaum Chancen gehabt, da dort eine Bisherige wieder antrat.
Unter diesen Umständen kommt Garcias Vorgehen einem Betrug der Wählerinnen und Wähler gleich. Diese haben die GLP-Liste eingeworfen – im Glauben, damit eine GLP-Vertreterin zu wählen. Für einen schalen Nachgeschmack sorgt auch die Tatsache, dass die langjährige Politikerin parteiintern auf den ersten Listenplatz gedrängt hatte.
Dass ihr Vorgehen unlauter ist, dürfte Garcia bewusst sein. Der Frage, ob sie ihre Wähler mit ihrem Vorgehen getäuscht habe, weicht sie aus. Die Antwort darauf kennt sie wohl selber. Ebenso wie sie weiss: Das einzig Anständige wäre ihr Rücktritt. Die Wählerinnen haben ein Recht darauf, ihren Willen respektiert zu sehen. Und Vertreter jener Partei zu erhalten, die sie gewählt haben.
Zu dieser Einsicht muss Garcia allerdings selber kommen. Eine Hetzjagd mit «Trete zurück»-Plakaten, wie sie in Zürich seit kurzem hängen, zeugt ebenfalls von schlechtem Stil.