Kommentar Lohngleichheit
Ein doppelter Skandal

Neue Zahlen des Bundes zeigen: Jede zweite Firma zahlt Frauen schlechter. Für Claudia Gnehm, stv. Wirtschaftschefin des BLICK, eine beschämende Tatsache.
Publiziert: 21.09.2018 um 10:55 Uhr
|
Aktualisiert: 24.09.2018 um 19:11 Uhr
Falscher Bart, aber echte Forderungen: Unia-Protest vor der Herbstsession in Bern.
Foto: KEY
Claudia Gnehm, stv. Wirtschaftschefin

Der Skandal ist nicht nur, dass Frauen für dieselbe Arbeit immer noch deutlich weniger verdienen als Männer. Der Skandal ist auch, dass es das Parlament bisher schlicht für unnötig befand, zu prüfen, ob sich Arbeitgeber überhaupt um Lohngleichheit bemühen.

Claudia Gnehm, Stv. Leiterin Ressort Wirtschaft.
Foto: zVg

Viele Unternehmen glauben, bei ihnen herrsche Lohngleichheit. Sie kommen aber auf die Welt, wenn sie mit der Gratis-Software Logib ihre Lohnbuchhaltung genauer unter die Lupe nehmen. 

Regelmässige Lohngleichheitsanalysen und die Überprüfung durch eine externe Stelle, wie sie die Revision vorsieht, sind Voraussetzung, damit das Gleichstellungsgesetz endlich auf die Löhne durchschlägt. 

Das liegt auch im Interesse der Männer. Denn solange Frauen bei den Löhnen diskriminiert werden, soll sich keiner wundern, wenn sie die Gleichheit beim AHV-Alter verweigern.

Männer, die Studien ins Feld führen, Frauen verdienten gar nicht weniger, machen es sich zu einfach. Argumente wie die wahren Arbeitskosten der Männer seien wegen längerer Arbeitswege nicht in den Lohnanalysen reflektiert, sind ein Witz. Auch Frauen finden sofort Arbeitskosten, die nicht in ihren Löhnen enthalten sind.

Lohnungleichheit ist eine beschämende Tatsache. Sie sie muss transparent gemacht werden und endlich verschwinden.

Muster-Unternehmen und schwarze Schafe

Sie wollen vorbildlich sein und lassen sich beim «Engagement Lohngleichheit» des Bundes gerne öffentlich aufführen. Doch Unternehmen wie Novartis und Swiss wollen auf Anfrage die Lohndifferenz zwischen ihren weiblichen und männlichen Angestellten nicht bekannt geben. Zuzugeben, Frauen beim Lohn zu diskriminieren, ist tabu.

Die Lohngleichheit sei bei Swiss gewährleistet, sagt Swiss-Sprecher Florian Flämig: «... bitte haben Sie aber Verständnis, dass wir keine Zahlen dazu herausgeben.» Beim Pharmamulti heisst es, die Lohnanalyse habe ergeben, dass bei Novartis keine Lohndiskriminierung bestehe.

Transparent sind nur wenige Firmen, etwa die Post. Die nicht erklärbare Lohndifferenz beim gelben Staatsbetrieb betrug letztes Jahr 3,7 Prozent.

SBB und McDonald's transparent

Noch etwas besser sieht es aus bei den SBB. Die Lohndifferenz beträgt 1,9 Prozent zuungunsten der Frauen, sagt ein SBB-Sprecher. Trotzdem ein sehr gutes Resultat vor dem Hintergrund, dass die Toleranzschwelle bei fünf Prozent liege, meint er.

Auch McDonald's Schweiz gibt sich engagiert. Der nicht erklärbare Lohnunterschied zwischen Frau und Mann beträgt 0,7 Prozent. Die Durchschnittsdifferenz in der Gastronomiebranche beträgt zehn Prozent.

Zahlreiche Klagen sind hängig

Fälle, wo Frauen ihre Lohndiskriminierung erfolgreich einklagten, sind rar. In der Privatwirtschaft scheitern laut der Gewerkschaft Unia 76 Prozent der Klagen – viele ziehen sich über Jahre hin. Bei den 285 auf www.gleichstellungsgesetz.ch gesammelten Lohndiskriminierungsklagen im öffentlichen Dienst endete fast die Hälfte in einem Vergleich. Ein weiterer, grosser Teil ist seit Jahren hängig.

Ein schärferes Gleichstellungsgesetz ist laut Unia dringlich. Der Nationalrat berät am Montag über die Revision des Gleichstellungsgesetzes. Die zuständige Nationalratskommission sieht vor, Unternehmen mit 100 oder mehr Angestellten zu verpflichten, alle vier Jahre eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen und diese durch eine unabhängige Stelle überprüfen zu lassen.

Damit müssten Firmen erstmals ernsthaft mit einer Kontrolle der Lohngleichheit rechnen. Claudia Gnehm

Sie wollen vorbildlich sein und lassen sich beim «Engagement Lohngleichheit» des Bundes gerne öffentlich aufführen. Doch Unternehmen wie Novartis und Swiss wollen auf Anfrage die Lohndifferenz zwischen ihren weiblichen und männlichen Angestellten nicht bekannt geben. Zuzugeben, Frauen beim Lohn zu diskriminieren, ist tabu.

Die Lohngleichheit sei bei Swiss gewährleistet, sagt Swiss-Sprecher Florian Flämig: «... bitte haben Sie aber Verständnis, dass wir keine Zahlen dazu herausgeben.» Beim Pharmamulti heisst es, die Lohnanalyse habe ergeben, dass bei Novartis keine Lohndiskriminierung bestehe.

Transparent sind nur wenige Firmen, etwa die Post. Die nicht erklärbare Lohndifferenz beim gelben Staatsbetrieb betrug letztes Jahr 3,7 Prozent.

SBB und McDonald's transparent

Noch etwas besser sieht es aus bei den SBB. Die Lohndifferenz beträgt 1,9 Prozent zuungunsten der Frauen, sagt ein SBB-Sprecher. Trotzdem ein sehr gutes Resultat vor dem Hintergrund, dass die Toleranzschwelle bei fünf Prozent liege, meint er.

Auch McDonald's Schweiz gibt sich engagiert. Der nicht erklärbare Lohnunterschied zwischen Frau und Mann beträgt 0,7 Prozent. Die Durchschnittsdifferenz in der Gastronomiebranche beträgt zehn Prozent.

Zahlreiche Klagen sind hängig

Fälle, wo Frauen ihre Lohndiskriminierung erfolgreich einklagten, sind rar. In der Privatwirtschaft scheitern laut der Gewerkschaft Unia 76 Prozent der Klagen – viele ziehen sich über Jahre hin. Bei den 285 auf www.gleichstellungsgesetz.ch gesammelten Lohndiskriminierungsklagen im öffentlichen Dienst endete fast die Hälfte in einem Vergleich. Ein weiterer, grosser Teil ist seit Jahren hängig.

Ein schärferes Gleichstellungsgesetz ist laut Unia dringlich. Der Nationalrat berät am Montag über die Revision des Gleichstellungsgesetzes. Die zuständige Nationalratskommission sieht vor, Unternehmen mit 100 oder mehr Angestellten zu verpflichten, alle vier Jahre eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen und diese durch eine unabhängige Stelle überprüfen zu lassen.

Damit müssten Firmen erstmals ernsthaft mit einer Kontrolle der Lohngleichheit rechnen. Claudia Gnehm

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?